Schlagwort-Archive: Sechseck

1.5. Blick in das südliche Himmelsgewölbe der Bronzezeit

Zwischen zwei großen Sternenkonstellationen vergingen genau 6 Stunden.

Je höher die rot markierten Sterne der Himmelsscheibe über der grünen waagrechten Horizontlinie stehen, umso nördlicher sind sie zugleich. Die senkrechte Linie stellt den Meridian dar; ein Großkreis, der von jedem Standort aus theoretisch die Erde durch beide Himmelspole umspannt.

Drei helle Sterne zeigten in der Frühronzezeit für wenige Minuten etwa ein Viertel des in dem Moment sichtbaren Sternenhimmels an.

Im südöstlichen Viertel der Bronzescheibe wurde scheinbar eine größtmögliche Ost-West-Konstellation verbildlicht. Ein Dreieck aus Arcturus / Bärenhüter, Antares / Skorpion und Altair / Adler, der soeben nahe dem Ostpunkt aufgegangen war.
Zeitgleich stand ihm der letzte Stern des Wintersechsecks Procyon (1x) / Kleiner Hund nahe dem Westpunkt gegenüber, direkt vor seinem Untergang. Und über dem Nordpunkt standen die beiden Deichselsterne vom Kleinen und Großen Wagen übereinander, Polaris und Alkaid.

Im südwestlichen Himmelsgewölbe war ˈunser Wintersechseckˈ zu sehen; Capella / Fuhrmann, Pollux / Zwillinge, Aldebaran / Stier, Procyon (2x) / Kleiner Hund, Rigel / Orion und Sirius / Großer Hund.
Zeitgleich befanden sich Vega / Leier im Nordpunkt und Deneb / Schwan etwas weiter westlich am Horizont. – Durch die jeweiligen dazugehörigen Sterne am nördlichen Horizontrand konnten die Positionen der Konstellationen exakt definiert werden.

Anhand dieser Dreieck- und der Sechseck-Konstellation war es dem Schöpfer der Himmelsscheibe damals möglich zwei gleichgroße Viertel des Himmelsgewölbes und eine Viertel Umdrehung desselben zu definieren.

Achtung: In stereographischen Computerkarten stimmen die Winkel der Sternbilder, aber dafür leider nicht die Abstände, die zum Rand hin immer größer werden. Das liegt daran, dass ein dreidimensionales Ereignis immer nur zweidimensional dargestellt werden kann.

Procyon zeigt den Himmelsäquator an

2x Procyon in genau 6 Stunden !

Wintersechseck, Deneb, VegaIn der rechten Computerkarte sehen wir wie, um 1950 v. Chr.  in Mitteldeutschland, das komplette Sechseck gerade die Nordsüdachse überschritten hat. Der Stern Procyon / Kleiner Hund war der letzte Stern dieser Konstellation, der den Meridian überquerte. Der helle Stern Vega aus dem Sternbild Leier stand genau im Nordpunkt. Ebenfalls am nördlichen Horizont, aber weiter westlich, war der helle Stern Deneb aus dem Schwan zu erkennen. Diese beiden Sterne sah man jedoch nur, wenn man sich umdrehte und den Blick nach Norden wandte. Sie bildeten mit dem Sechseck eine, durch den Nordpunkt zeitlich exakt festgelegte, Nord-Süd-Konstellation. Großes Dreieck mit Procyon
In der linken Karte ist ein recht großes Dreieck aus besonders hellen Sternen, zu sehen, das noch größer als das Wintersechseck ist. Es besteht aus dem Stern Altair / Adler, der nahe dem Ostpunkt steht und dem fast im Zenit stehenden Arcturus / Bärenhüter oder Bootes, sowie dem niedrig im Südosten leuchtenden Antares / Skorpion. Zudem steht dem Stern Altair der helle Stern Procyon / Kleiner
Hund gegenüber, so dass nur für einen kurzen Moment eine größtmögliche Ost-West-Konstellation zu beobachten war.

Betrachten wir nun beide Computerkarten, zum südlichen Bereich der Himmelsscheibe, sehen wir Procyon erst neben dem Meridian  und dann gerade noch über dem westlichen Himmelsrand. Für diesen Bogenlauf braucht Procyon auf die Minute genau 6 Stunden.Blick nach Süden png

Diese beiden großen Sternenkonstellationen sind auf der Himmelsscheibe von Nebra abgebildet.
.
.
.

Zwischen der Konstellation des Sechsecks und des Dreiecks vergehen exakt 6 Stunden.

Mehr dazu: Zwei große Sternenkonstellationen