Der Sternenhimmel um 1.950 v.Chr. – Die Präzession

Die Präzession entsteht durch eine Taumelbewegung der Erdachse in 26.000 Jahren.
Um den Bildinhalt der ersten Herstellungsphase der Himmelsscheibe von Nebra zu verstehen, müssen wir berücksichtigen, dass der Sternenhimmel um 1.950 v.Chr. leicht >verschoben< war. Denn zu den scheinbaren Bewegungen des Fixsternenhimmels, kommt noch die Taumelbewegung der Erdachse hinzu. Durch diese sogenannte Präzession, die im allgemeinen durch die Gravitationskräfte von Sonne, Mond und den Planeten entsteht, legt der Himmelspol in etwa 26.000 Jahren (ein platonisches Jahr) annähernd eine Kreisbahn am Himmel zurück.

Die Präzession betrifft vor allem auch den Tierkreis

Auf Grund des Zusammenwirkens verschiedener störender Kräfte verschieben sich fortlaufend der Äquator und die Ekliptik in Bezug zu den Sternen. Dadurch wandern auch die beiden Schnittpunkte, der Frühlings- und Herbstpunkt sowie vor allem auch die Tierkreissterne parallel zur Ekliptik.

Wenn ein platonisches Jahr 26.000 Jahre dauert, hat ein platonischer Weltenmonat durchschnittlich 2166 gewöhnliche Jahre. In Wirklichkeit benötigt die Sonne aber zwischen 1300 und 3300 Jahre für die Durchquerung eines Tierkreisbildes, da diese unterschiedlich lang sind.

Die Zeichnung stellt die Präzession anhand der Wanderung der Sonne durch den Tierkreis in rund 26.000 Jahren dar. Wanderung des Frühlingspunktes im Platonischen Weltenjahr.
Joachim Schultz, (1963)1SCHULZ, Joachim (1963). Abbildung aus: Rhythmen der Sterne. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum Dornach/Schweiz. Jahreslauf ergänzt.. Wanderung des Frühlingspunktes im Platonischen Weltenjahr.

Der Frühlingspunkt, der auch ein Orientierungspunkt für die Lage der Sternbilder ist, lag zu Zeiten des Fürsten von Leubingen, um 1950 v.Chr., in der Nähe der Plejaden in Richtung des Sternbildes Widder.
Bis zum Jahre Null ist etwa ein platonischer Monat vergangen und zu Lebzeiten Christi, befand er sich am Anfang des Sternbilds Fische. Dies könnte auch ein Grund dafür gewesen sein, warum die Fische als christliches Symbol für ein neues Zeitalter gewählt wurden.
Seitdem ist ein weiterer platonischer Monat vergangen und heute wandert der Frühlingspunkt immer noch in dem recht langen Sternbild Fische auf den Wassermann zu, dessen Mitte er aber erst in 3500 Jahren erreicht.

Astro Wiki dazu: Die Präzession ist die durch die langsame Kreiselbewegung der Erde verursachte Verschiebung des Frühlingspunktes im Verhältnis zu den Sternbildern. …

In einem Menschenleben verschiebt sich der Tierkreis um ein Grad

Weil ein Kreis 360° hat, etwa so viele Tage wie ein Jahr, kann man sagen: 1 Grad oder 72 Jahre, also ein Menschenleben, dauert etwa so lange wie ein Tag im platonischen Weltenjahr.
In einem Menschenleben bewegt sich die Sonne nur etwa ein Grad, zwei Sonnenbreiten, scheinbar entgegengesetzt zu ihrer Tagesbewegung, also linksläufig, durch den Tierkreis.
Und natürlich ziehen entsprechend auch der Frühlingspunkt (einer der beiden Schnittpunkte der Ekliptik mit dem Himmelsäquator) und damit die Jahreszeiten mit dem scheinbaren Lauf der Sonne weiter.

Somit verschiebt sich der komplette Tierkreisgürtel gegenüber dem Frühlingspunkt innerhalb von 72 Jahren um 1° linksläufig und parallel zur Ekliptik. Es ist also durchaus möglich, dass sogar eine mündliche Überlieferung von wenigen Generationen ausreichte um auch diese große Bewegung des Firmaments zu bemerken.

Auf der Himmelsscheibe von Nebra sind somit beispielsweise andere Sterne an den vier Jahreshauptpunkten abgebildet

In Folge der Präzession ist eine zeitlich und örtlich definierte, einmalige Sternenkarte nach Jahrtausenden nicht mehr zutreffend, selbst wenn der Sternenhimmel zur gleichen Zeit und von demselben Beobachtungspunkt aus betrachtet wird.
Vor allem verschieben sich auffälliger Weise die Tag-und-Nacht-Gleichen und Sonnenwenden, die ja mit den 4 Jahreshauptpunkten auf der Ekliptik in Zusammenhang stehen. Daher stimmen auch erst dann die Jahreszeiten mit dem Auf- oder Untergang bestimmter heller Sterne des Tierkreises am Horizont wieder überein.

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    SCHULZ, Joachim (1963). Abbildung aus: Rhythmen der Sterne. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum Dornach/Schweiz. Jahreslauf ergänzt.