Interpretationen von palmerischen Felsgravuren

Seit 1794 n.Chr. haben Forscher unterschiedlichste Interpretationsansätze zu Petroglyphen verfasst

Eine Zeichnung von Felsgravuren von Antonio Rodríguez López
Zeichnung der Petroglyphen vom Caboco de Belmaco (Hernández Pérez, 1977)1Hernández Pérez, Mauro S. (1977). Bocetas: Figur 3. Petroglifos del Caboco de Belmaco. Dibujo y texto de Antonio Rodríguez López según manuscrito conservado en la Biblioteca de la Real Academia de la Historia. Arte Rupestre de La Palma Prehispánica, A propósito de algunos documentos en la Real Academia de la Historia y del Yacimiento de los guanches. Homenaje a Celso Martín de Guzman. Universidad de Las Palmas de Gran Canaria. Págs. 179–188; 183.

In den ältesten Interpretationen waren die Felsgravuren nur „reine Kritzeleien, zufällige Spielereien oder die Phantasieerzeugnisse der barbarischen Ureinwohner (Viera y Clavijo, 1950 / 1772-17732Viera y Clavijo, José de (1772-1773). Historia de Canarias. Noticias de la historia general de las Islas Canarias. Goya-Ediciones. 1950. Santa Cruz de Tenerife. Tomo I. Pág. 146.). „Am 6. August 1794 bemerkte der weise Bischof Antonio Tavira y Almazán in den Zeichnungen von Belmaco, dass … diese Schriftzeichen von phönizischen Abenteurern erstellt worden sein könnten” (Hernández Pérez, 19723Hernández Pérez, Mauro S. (1972). Contribución a la Carta Arqueológica de la isla de La Palma (Canarias). Anuario de Estudios Atlánticos, XVIII. Madrid – Las Palmas. Pág. 573).

Betreffs ihrer Chronologie hat dieser Typ von Gravuren eine Verbindung zu denen im atlantischen Europa des 2. Jahrtausends vor Christus, eine Meinung die schon im vergangenen Jahrhundert von Gregorio Chil y Naranjo (1977 / 18764Chil y Naranjo, Gregorio (1876). Estudios históricos, climatológicos y patológicos de las Islas Canarias I. Historia. Las Palmas de Gran Canaria, Ernest Leroux Libraires Editeurs, 1977. Digital Copyby Google Book Search.) formuliert wurde und die von aktuell von fast allen Forschern der kanarischen Frühgeschichte geteilt wird” (Millares Torres, 1977 / 18615Millares Torres, Agustín (1861). Historia General de las islas Canarias, Tomo I- IV. Edirca. Santo Cruz de Tenerife, 1977. Tomo I. Pág. 329.).

Auch erhoben sich viele Stimmen, dass die Petroglyphen gar nicht aus vorspanischer Zeit seien, sondern von europäischen Einwanderern erstellt worden wären, was aber einer chronologischen Untersuchung nicht standhält (Calvet, 20076Calvet, Carlos. 2007. Geschichte und Mythen der Kanaren. Spuren einer längst untergegangenen Kultur. Bohmeier Verlag. Seite 1-213; 138.).

Gravuren auf der größten Felsbildtafel am Caboco de Belmaco. (Diego Cuscoy, 19557 Diego Cuscoy, Luis (1955). Esquema de distribución de los símbolos o grabados del mayor de los bloques de petroglifos del Caboco de Belmaco. Nuevas consideraciones en torno a los petroglifos del ‘caboco’ de Belmaco. (Isla de La Palma). Revista de Historia Canaria Tomo XXI. Número 109–112. La Laguna de Tenerife. Págs. 6–29; 24. ).

Luis Diego Cuscoy (19558 Diego Cuscoy, Luis. 1955. Nuevas consideraciones en torno a los petroglificos del ‘caboco’ de Belmaco (Isla de La Palma). Revista de Historia Canaria. Tomo XXI. Número 109-112. La Laguna de Tenerife. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2007.) sah in den Ideogrammen auch Wasser mit topographisch bedingten Erscheinungsformen und magischen Eigenschaften. „Für Antonio Beltrán (19719Beltrán Martínez, Antonio, (1971). El arte rupestre canario y las relaciones atlánticas. Simposio Internacional sobre posibles relaciones transatlánticas precolombinas. Anuario de Estudios Atlánticos XVII, Madrid – Las Palmas. Págs. 281-306.) gehören die Felsgravuren in den cabocos [=felsiger Absatz in einer Schlucht] und barrancos [=Schlucht] zu einem Wasserkult, während die in freiem Gelände eine Beziehung zu Sonnenkulten haben. Einen Zusammenhang mit dem Sonnenkult sah auch Juan Álvarez Delgado (194110Álvarez Delgado, Juan (1941). Miscelánea guanche, I. Miscelánea guanche, Benahoare. Ensayos de lingüistica canaria. Santa Cruz de Tenerife. 1941. Pág. 88.). Ebenso meinen einige Forscher, dass unter der Vielzahl an Symbolen astronomische Zeichen sowie Metaphern für Sonnenwendriten oder für Geburt und Sterben sein könnten.

Andere sahen in den Gravuren den Umfang von Weideflächen, Grenzen von Eigentum oder Wegführungen veranschaulicht. 1977 fiel Mauro Hernández Pérez11Hernández Pérez, Mauro S. (1977). La Palma prehispánica. El Museo Canario, Las Palmas de Gran Canaria. auf, dass viele Felsgravuren in der Nähe von den Plätzen waren, wo Hirten sich versammelten, um ihr Vieh zu tränken, um es in cabocos einzusperren oder um es zu Weiden zu führen, in deren Nähe sich der Hirte an einen erhöhten Ort begab, von dem aus er das Vieh überwachen konnte.

Zuletzt betonten Jorge Pais Pais und Antonio Tejera Gaspar (201012Pais Pais, Felipe Jorge / Tejera Gaspar, Antonio (2010). La Religión de los Benahoaritas. Santa Cruz de La Palma. Págs. 76-77.), dass unter den vielen Petroglyphen jene hervortreten, die eine Verbindung zu Wasser haben. Doch obwohl sie einige Male mit einem Fruchtbarkeitskult und auch mit einer imaginären Gottheit der Quellen und des Wassers verbunden werden, meinen die beiden Archäologen, dass es sich eher um Rituale mit der Bitte um Regen handelt.

Einige dieser Hypothesen werden teilweise zutreffen

Da es eine große Anzahl unterschiedlichster Felsbildstationen mit einem, mehreren oder zahlreichen divergenten Symbolen gibt, können sie durchaus auch sehr verschiedene Bedeutungen haben. Darum sind weitere Interpretationen möglich, da neben der Vielzahl an geometrischen Motiven auch ganz andere Muster sowie unterschiedliche Schriftzeichen vorkommen. Beispielsweise wird vermutet, dass manche Felsbilder eine magisch-religiöse Bedeutung haben. Und andere meinen, dass weitere Petroglyphen einen Bezug zu den Gestirnen aufweisen. …

Allerdings ist mir bisher nur eine Hypothese von anderen Forschern bekannt, in der ein Symbol bzw. eine Felsbildstation ganz konkret als Landkarte interpretiert wird. Es handelt sich um eine Gruppe aus Archäologen, Astronomen und einem Geologen, die im Jahr 2018 eine Einheit von Rillen und Schälchen als Umriss der Insel La Palma interpretiert haben.13Manuel Pérez Gutíerrez, Felipe Jorge Pais Pais, María Antonia Perera Betancort, A. César González García, Julio Cuenca Sanabria, Juan Antonio Belmonte (2018). Cartography in Benahoare: An orientated map of the Canary Island of La Palma in an ancient petroglyph. Mediterranean Archaeology and Archaeometry, Vol. 18, No 4, Págs. 71-79.

Doch nur die nachfolgend vorgestellten Interpretationen ordnen auch vielen unterschiedlichen Petroglyphen von Felsbildstation nachvollziehbar konkrete Landschaftselemente zu!

Die Symbole vom Lomo de La Fajana scheinen eine riesige, detaillierte Landkarte zu bilden.

Rund 20 Felsgravurtafeln der Basaltwand am Lomo de La Fajana in El Paso, La Palma.
Die Symbole vom Lomo de La Fajana scheinen eine riesige, detaillierte Landkarte zu bilden.

Die vielfältigen und ganz unterschiedlichen Bildzeichen dieser Felsbildstation sind in rund 20 Felsbildtafeln unterteilt worden. Wobei sich im Zentrum der Hauptseite der Basaltsteinwand die auffälligsten Gravuren befinden, von denen in diesem Blog exemplarisch die Bedeutung von fünf Symbolen ansatzweise kurz erläutert wird. Im Anschluss daran sind die Untersuchungsergebnisse in einem eigenen Artikel zusammengefasst worden, um die Landkartentheorie verständlich zu machen: Frühester Meister der Kartographie.

Denn die Anordnung der fünf zentralen Petroglyphen auf der Felswand stimmt ungefähr mit der räumlichen Lage der entsprechenden Landschafselemente zueinander überein.

Überdies sind auch alle Gravuren von einem der beiden großen Felsblöcke, die vor der Höhle von Belmaco liegen als Landkarte gedeutet worden. Und die Interpretationen zu den Symbolen eines Steines vom Fundort El Calvario in Santo Domingo de Garafía und eines Symbols der Felswand La Zarcita in Garafía sind auf dieser Internetseite ebenfalls publiziert.

Doch natürlich sind die vorgeschichtlichen Felskarten der palmerischen Ureinwohner nicht so exakt wie unsere heutigen Landkarten, die nicht mehr allein durch mentale und handwerkliche Fähigkeiten, sondern mit modernster Technik erstellt werden. Aber alle Ausführungen weisen in vielen kleinen Details frappierende Übereinstimmungen auf.

Die umfassenden Recherchen, Berichte und Ergebnisse sind in einem Buch publiziert worden: LA PALMA WAR AUCH DIE INSEL DER KARTOGRAFEN – Interpretationen vom Lomo de La Fajana (El Paso) und vom Caboco de Belmaco (Villa de Mazo) als symbolischen Darstellungen von detaillierten Landkarten.

Weiterlesen: Die Felsbildstation El Lomo de La Fajana in El Paso


  • 1
    Hernández Pérez, Mauro S. (1977). Bocetas: Figur 3. Petroglifos del Caboco de Belmaco. Dibujo y texto de Antonio Rodríguez López según manuscrito conservado en la Biblioteca de la Real Academia de la Historia. Arte Rupestre de La Palma Prehispánica, A propósito de algunos documentos en la Real Academia de la Historia y del Yacimiento de los guanches. Homenaje a Celso Martín de Guzman. Universidad de Las Palmas de Gran Canaria. Págs. 179–188; 183.
  • 2
    Viera y Clavijo, José de (1772-1773). Historia de Canarias. Noticias de la historia general de las Islas Canarias. Goya-Ediciones. 1950. Santa Cruz de Tenerife. Tomo I. Pág. 146.
  • 3
    Hernández Pérez, Mauro S. (1972). Contribución a la Carta Arqueológica de la isla de La Palma (Canarias). Anuario de Estudios Atlánticos, XVIII. Madrid – Las Palmas. Pág. 573
  • 4
    Chil y Naranjo, Gregorio (1876). Estudios históricos, climatológicos y patológicos de las Islas Canarias I. Historia. Las Palmas de Gran Canaria, Ernest Leroux Libraires Editeurs, 1977. Digital Copyby Google Book Search.
  • 5
    Millares Torres, Agustín (1861). Historia General de las islas Canarias, Tomo I- IV. Edirca. Santo Cruz de Tenerife, 1977. Tomo I. Pág. 329.
  • 6
    Calvet, Carlos. 2007. Geschichte und Mythen der Kanaren. Spuren einer längst untergegangenen Kultur. Bohmeier Verlag. Seite 1-213; 138.
  • 7
    Diego Cuscoy, Luis (1955). Esquema de distribución de los símbolos o grabados del mayor de los bloques de petroglifos del Caboco de Belmaco. Nuevas consideraciones en torno a los petroglifos del ‘caboco’ de Belmaco. (Isla de La Palma). Revista de Historia Canaria Tomo XXI. Número 109–112. La Laguna de Tenerife. Págs. 6–29; 24.
  • 8
    Diego Cuscoy, Luis. 1955. Nuevas consideraciones en torno a los petroglificos del ‘caboco’ de Belmaco (Isla de La Palma). Revista de Historia Canaria. Tomo XXI. Número 109-112. La Laguna de Tenerife. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2007.
  • 9
    Beltrán Martínez, Antonio, (1971). El arte rupestre canario y las relaciones atlánticas. Simposio Internacional sobre posibles relaciones transatlánticas precolombinas. Anuario de Estudios Atlánticos XVII, Madrid – Las Palmas. Págs. 281-306.
  • 10
    Álvarez Delgado, Juan (1941). Miscelánea guanche, I. Miscelánea guanche, Benahoare. Ensayos de lingüistica canaria. Santa Cruz de Tenerife. 1941. Pág. 88.
  • 11
    Hernández Pérez, Mauro S. (1977). La Palma prehispánica. El Museo Canario, Las Palmas de Gran Canaria.
  • 12
    Pais Pais, Felipe Jorge / Tejera Gaspar, Antonio (2010). La Religión de los Benahoaritas. Santa Cruz de La Palma. Págs. 76-77.
  • 13
    Manuel Pérez Gutíerrez, Felipe Jorge Pais Pais, María Antonia Perera Betancort, A. César González García, Julio Cuenca Sanabria, Juan Antonio Belmonte (2018). Cartography in Benahoare: An orientated map of the Canary Island of La Palma in an ancient petroglyph. Mediterranean Archaeology and Archaeometry, Vol. 18, No 4, Págs. 71-79.