Es gibt auf La Palma über 12.000 Felsgravuren

Zu den bedeutendsten archäologischen Funden der Ureinwohner gehören zweifellos die Felsgravuren

„Entsprechend dem aktuellen Forschungsstand sind mehr als 450 Fundorte [mit Petroglyphen] bekannt, die über die ganze Orographie der Insel, vom Meeresufer bis in die höchsten Gipfel verteilt sind. Insgesamt haben wir […] mehr als 1679 Felsbildtafeln gefunden. Offensichtlich werden die vorigen Zahlen in den nächsten Jahren allmählich zunehmen, je nachdem wie die archäologischen Landkarten realisiert werden, die noch zur Vervollständigung fehlen, wie wir annehmen ungefähr 40 % der Insel“ (Pais Pais, 20191Pais Pais. Jorge Felipe (2019). Los petroglifos Benahoaritas: Símbolos de vida y fertilidad. Excmo. Cabildo Insular de La Palma, Págs. 1-348; 17.).

Ergänzend hierzu folgen die sieben Jahre älteren Angaben von dem Historiker Miguel Ángel Martín: „Die Insel La Palma stellt mit Stolz einige der weltweit besten Beispiele geometrischer Felsgravuren zur Schau. Auf einem Gebiet, das kaum 700 km2 übertrifft, verteilen sich fast 4000 Fundstätten, über 1000 repräsentative Gruppen (paneles) und über 12.000 Motive über die ganze Geographie der Insel” (Martín González 2012 Martín González, Miguel Ángel (20122Martín González, Miguel Ángel (2012). Aguanes – diques de piedra. Asociación Iruene La Palma: Iruene IV, La Prehistoria de la Isla de La Palma, Pág. 6.).

Doch ob man nun die Fundorte, die einzelnen Fundstellen, die Felsbildtafeln, die Gravurgruppen oder gar einzelne Symbole zählt, die Mengen sind für eine Insel von nur rund 30 x 50 Kilometern erstaunlich. Dies liegt es neben dem Fleiß der Urbevölkerung auch daran, dass La Palma, bezogen auf die kleine Grundfläche, eine der steilsten Inseln der Welt ist. Denn an der von Süden nach Norden verlaufenden Gipfelkette, die anschießend bogenförmig den riesigen Senkkrater umrundet, höchster Gipfel 2426 Meter, beginnen beidseitig zahlreiche tiefe Schluchten. Daher ist die Inseloberfläche riesig und an vielen Stellen kaum unzugänglich.

Die Bildhauer der Petroglyphen haben unterschiedliche Techniken angewandt

Eine Felsgravur, bei der man die Arbeitstechnik gut erkennen kann.
Im Zentrum der Gravur beginnt eine breite Rille. Doch je weiter sich die Spirale entwickelt, um mehr setzen nur noch einzelne Einkerbungen die Linienführung fort.

Die palmerischen Petroglyphen (petra = griech. Stein; glifo = meißeln, aufnehmen) weisen eine Vielzahl von individuell variierenden Formen auf. Es gibt kreis- und halbkreisförmige, spiral- und mäanderförmigen Gravuren, aber manchmal auch nur einfache Linien- und Strichmuster … Das Spektrum reicht von einzelnen Symbolen auf kleinen losen Steinen bis zu komplexen Symbolgruppierungen auf großen Steinplatten oder Felswänden.

Zudem wurden die Felsgravuren in verschiedenen Techniken ausgeführt. Es scheint, dass die älteren Gravuren durch kleine Schläge mit widerstandsfähigen Steinen eingeschlagen wurden (técnica de picado). Oftmals wurden diese einzelnen Pickstellen anschließend durch Reibung miteinander verbunden und zu breiten Mustern ausgeschliffen. Vermutlich jüngere Petroglyphen zeichnen sich durch dünnere Gravuren aus, die eher in das Gestein geritzt wurden, manche vermutlich sogar schon mit Metallgegenständen (técnica de incisión). Wenige Symbole wurden auch erhaben, als eine Art Relief erstellt, wobei das Symbol in der ursprünglichen Oberfläche, über den weggeschliffen Zwischenräumen, hervortritt. Die Breite und Tiefe der Einkerbungen variiert von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern.

Bis heute ist unklar woher die Bewohner von La Palma kamen, die die handwerklich und künstlerisch hoch entwickelten Felsgravuren erstellten

„ … die formale Ähnlichkeit der spiral- und mäanderförmigen Motive, mit denen, die häufig von der megalithischen europäischen Welt der atlantischen Küstenländer vorgestellt wurde, lässt den Vorschlag zu, dass bei der Besiedlung dieser Insel Menschengruppen aus der keltischen Welt, der Bretagne und Irland, die Hauptrolle gespielte haben. Diese Theorie war, angesichts der geprüften gestalterischen Überschneidungen, die es auch im Bereich der atlantischen nordafrikanischen Küstenländer, verbunden mit steinzeitlichen Berbergruppen, gibt, aktuell völlig bei Seite gelassen (Tejera Gaspar / Jiménez González / Allen, 20083Tejera Gaspar, Antonio/ Jiménez González, José Juan / Allen, Jonathan, (2008). Las manifestaciones artísticas prehispánicas y su huella. Historia cultural del arte en Canarias. Gobierno de Canarias. Litografía Á. Romero, S. L. Pág. 93.).

„Auf den Kanaren verbinden einige Forscher die Petroglyphen mit fernen Kulturen aus dem europäischen Mittelmeer oder der europäischen Atlantikküste, obwohl man generell dazu neigt Parallelen mit afrikanischen Kulturen zu ziehen, da diese durch Emigrationswellen stark mit den Inseln verwurzelt sind. Dessen ungeachtet ist es erstaunlich wie die kanarischen Petroglyphen, denen des steinzeitlichen Europas überall ähneln, ganz gleich ob auf den britischen Inseln, in Gallien oder in Galizien” (Calvet, 20074Calvet, Carlos, (2007). Geschichte und Mythen der Kanaren. Spuren einer längst untergegangenen Kultur. Bohmeier Verlag. Págs. 1-213; 138.).

Seit der ersten Entdeckung im Jahr 1752 n.Chr. werden die palmerischen Felszeichen erforscht

Im Jahr 1752 n.Chr. wurden auf La Palma die ersten Felsbilder in der Höhle von Belmaco, Gemeinde Villa de Mazo, gefunden.

Die berühmtesten Felsgravuren der Insel befinden sich vor der Höhle im Park des Archäologischen Museums von Belmaco.

Die darauffolgende Entwicklung der Archäologie auf La Palma wurde ausführlich von Navarro Mederos (20075Navarro Mederos, Juan Francisco, (2007.) La Arqueología en La Palma desde una perspectiva histórica. Revista de Estudios de la Isla de La Palma. Núm. 3.) beschrieben. Und es erklärt sich von selbst, dass über die vielfältige und zum großen Teil noch erhaltenen archäologischen Fundstellen natürlich zahlreiche einzelne Artikel und ganze Bücher geschrieben. Daher werden nachfolgend nur jüngere Veröffentlichungen erwähnt und exemplarisch nur jeweils eine Publikation pro Autor.

Detaillierte Berichte über Fundorte in Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Umfeld schrieben: Mata / Serra 1941 [1]; Alvarez Delgado 1942 [2]; Diego Cuscoy 1958 [3]; Hernández Pérez 1972 [4]; Beltrán Martínez 1973 [5]; Pellicer Catalán / Acosta Martínez 1975 [6]; Acosta Felipe / Pais Pais 1987 [7]; Rodríguez Rodríguez / Pais Pais 1990 [8]; Martín Rodríguez 1992 [9]; Rosa Arrocha 1993 [10]; Mederos / Valencia / Escribano 2003 [11]; Herrera García 2005 [12]; Tejera Gaspar / Jiménez González / Allen 2008 [13]; Pais Pais / Tejera Gaspar 2010 [14]; …
Vergleiche der palmerischen Petroglyphen mit anderen Ländern zogen: Santa-Olalla 1947 [15]; Mc White 1951 [16]; Almargo Basch 1969 [17]; Beltrán Martínez 1971 [18]; Fernández Martínez 2007 [19]; Navarro Mederos / Clavijo Redondo 2008 [20]; …

Dank dieser Veröffentlichungen habe ich mich immer weiter in das Leben der Benahoaritas einfühlen können und es ist mir eine große Freude und Ehre, auf ihren Spuren zu wandern.

Die Forschungsergebnisse, die erstmalig detaillierte Interpretationen der Felsgravuren vom Lomo de La Fajana und vom Caboco de Belmaco erlauben, sind als Buch erschienen: LA PALMA WAR AUCH DIE INSEL DER KARTOGRAFEN.
Die Symbole beider Felsbildtafeln konnten verschiedenen Landschaftselementen in den jeweiligen Regionen zugeordnet werden. Dies gelang, unter anderem, durch den Vergleich markanter visueller Merkmale mit dem bloßen Auge, aber auch anhand von Landkarten und Satellitenbildern sowie wissenschaftlichen, historischen und literarischen Quellen, älterer und neuerer Literatur.

Weiterlesen: Interpretationen der Felsgravuren von La Palma


[1] Mata, Avelina / Serra, Elías. 1941. Nuevos grabados rupestres de la isla de La Palma. Revista de Historia Canaria, XIII y XIV. La Laguna. 1940-41.
[2] Álvarez Delgado, Juan. 1942. Miscelánea guanche: Benahoare. Institutio de Estudios Canarios. La Laguna.
[3] Diego Cuscoy, Luis. 1958. Los grabados rupestres de Tigakte Hondo. Revista de Historia Canaria XIV. La Laguna.
[4] Hernández Pérez, Mauro. 1972. Contribución a la Carta Arqueológica de la isla de La Palma (Canarias). Anuario de Estudios Atlánticos XVIII. Madrid – Las Palmas.
[5] Beltrán Martínez, Antonio. 1973. Notas sobre la cronología del arte rupestre de las Islas Canarias. VIII Congreso Internacional de la UISPP (Belgrado).
[6] Pellicer Catalán, Manuel / Acosta Martínez, Pilar. 1975. Estratigrafías arqueológicas en la isla de La Palma (Canarias). XIII Congreso Nacional de Arqueología. Zaragoza.
[7] Acosta Felipe, Domingo / Pais Pais, Felipe Jorge. 1987. Inventario arqueológico del Parque y Preparque de la Caldera de Taburiente, Isla de La Palma. Tabona VI.
[8] Rodríguez Rodríguez, Amelia / Pais Pais, Felipe, Jorge. 1990. Informe preliminar sobre la primera y segunda campañas de excavaciones en Cuevas del Rincón. Investigaciones Arqueológicas en Canarias II.
[9] Martín Rodríguez, Erensto. 1992. La Palma y los auaritas. La prehistoria de Canarias. Centro de la Cultura Popular de Canarias. Santa Cruz de Tenerife.
[10] Rosa Arrocha, Francisco Javier de la. 1993. La prehistoria de Las Breñas. I Encuentro de Geografía, Historia y Arte de la ciudad de Santa Cruz de La Palma (marzo 1993), Tomo I Prehistoria.
[11] Mederos Martín, Alfredo / Valencia Afonso, Vincente/ Escribano Cobo, Gabriel. 2003. Arte Rupestre de la Prehistoria de las Islas Canarias. Estudios Prehispánicos XIII. Dirección General de Patrimonio Histórico. Santa Cruz de Tenerife.
[12] Herrera García, Francisco José. 2005. Grabados en la memoria. Catálogo de estaciones rupestres ya desaparecidas en el antiguo bando de Tagalguen (Garafía). Revista de Estudios Generales de la Isla de La Palma.
[13] Tejera Gaspar, Antonio / Jiménez González, José Juan /  Allen, Jonathan. 2008. Las manifestaciones artísticas prehispánicas y su huella. Historia cultural del arte en Canarias. Gobierno de Canarias. Litografía Á. Romero, S. L.
[14] Pais Pais, Jorge / Tejera Gaspar, Antonio. 2010. La religión de los benahoaritas. Santa Cruz de La Palma.
[15] Santa-Olalla, Julio Martínez. 1947. Los nuevos grabados rupestres de Canarias y las relaciones atlánticas. Texto inédito. Archivo personal de Luis Diego Cuscoy.
[16] Mc White, Eoin. 1951. Estudios sobre las relaciones atlánticas de la Peninsula Ibérica en la Edad del Bronce. Seminario de Historia Primitiva del Hombre. Madrid.
[17] Almargo Basch, Martín. 1969. El arte rupestre de África del Norte en relación con la rama norteafricana de Cro-magnon, Anuario de Estudios Atlánticos (Simposio del Cromagnon), Núm. 15. Universidad de Las Palmas de Gran Canaria.
[18] Beltrán Martínez, Antonio. 1971. El arte rupestre canario y las relaciones atlánticas. Anuario de Estudios Atlánticos XVII.
[19]  Fernández Martínez, Víctor Manuel. 2007. El arte rupestre perhispánico de La Palma – Una visión desde la etnoarqueología africana. Revista de Estudios Generales de la Isla de La Palma, Núm. 3.
[20] Navarro Mederos, Juan Francisco  / Clavijo Redondo, Miguel Ángel. 2008. Africanismo y Atlantismo: La arqueológica en la isla de La Palma durante el periodo franquista. Revista Tabona, 16.


  • 1
    Pais Pais. Jorge Felipe (2019). Los petroglifos Benahoaritas: Símbolos de vida y fertilidad. Excmo. Cabildo Insular de La Palma, Págs. 1-348; 17.
  • 2
    Martín González, Miguel Ángel (2012). Aguanes – diques de piedra. Asociación Iruene La Palma: Iruene IV, La Prehistoria de la Isla de La Palma, Pág. 6.
  • 3
    Tejera Gaspar, Antonio/ Jiménez González, José Juan / Allen, Jonathan, (2008). Las manifestaciones artísticas prehispánicas y su huella. Historia cultural del arte en Canarias. Gobierno de Canarias. Litografía Á. Romero, S. L. Pág. 93.
  • 4
    Calvet, Carlos, (2007). Geschichte und Mythen der Kanaren. Spuren einer längst untergegangenen Kultur. Bohmeier Verlag. Págs. 1-213; 138.
  • 5
    Navarro Mederos, Juan Francisco, (2007.) La Arqueología en La Palma desde una perspectiva histórica. Revista de Estudios de la Isla de La Palma. Núm. 3.