Die Ureinwohner

 „Man ging gewöhnlich davon aus, dass die ersten Bewohner der Kanaren um 3000 v.Chr. von Afrika aus auf die Inseln kamen, als in Ägypten die späte Prädynastien herrschten, und dass um 2000 v.Chr. auch Bewohner aus dem Mittelmeer dazukamen, als dort die Kretische bzw. Minoische Kultur die späte Bronzezeit einläutete. Nach Christus sollen zudem negroide Bewohner Afrikas dazugekommen sein, …
Doch Francisco García Talavera [1] hat in einer genetischen Studie nachgewiesen, dass zwar die Kanarier und die Nordafrikaner gemeinsame ethnische Merkmale besitzen, diese jedoch aus einer Zeit von vor ca. 10.000 Jahren aus der mittleren Steinzeit stammen. …
Die ersten Europäer, die auf die Kanaren kamen, waren erstaunt, denn die primitiven Ureinwohner der Inseln ähnelten in erstaunlicherweise den weißen Bewohnern der Mittelmeerregion. Anthropologen [2] stellten auch erstaunt die Ähnlichkeit der Guanchen mit dem Cro-Magnon-Menschen fest, der in Europa, je nach Autor, vor ca. 12.000, 40.000 oder 100.000 Jahren v. u. Z. existiert hatte.
… Das bedeutet, dass der Cro-Magnon-Mensch über Nordafrika auf die Kanaren kam. Während dieser Typ häufiger auf La Gomera, dem Norden Teneriffas und im Innern von Gran Canaria zu treffen ist, dominiert der mediterranoide Typ auf der restlichen Gran Canaria und El Hierro, während auf La Palma und dem Rest Teneriffas beide Menschentypen gleich häufig sind. Somit ist klar, dass bereits der Cro-Magnon-Mensch vor ca. 16.000 Jahren die Kanaren, von Europa kommend, besiedelte, und dass erst viel später, vor ca. 9.000 Jahren der Prämediterrane Typ von Jordanien und Kleinasien dazu kam, der aber auch stark mit den Südeuropäern verwandt ist.
Auf den Kanaren kommt nur der robuste Prämediterrane Typ vor, nicht aber der grazilere aus den Bergen, … .

Forscher wie Hooton (1925; [3]) Fischer (1931) und Falkenburger (1942) fanden Anfang bis Mitte dieses Jahrhunderts noch andere Menschtypen auf den Kanaren, wie etwa Negroide, Orientaloide, Alpine, etc., auch wenn in viel geringeren Proportionen. Dies könnte ein Hinweis dafür sein, dass es auch kleinere Einwanderungen gegeben hat, mit weniger Individuen, obwohl nicht allzu wenigen. Denn ansonsten wären diese alten Rassenmerkmale ja schon längst untergegangen. Die Sprache, die Schrift, sowie die Kultur der Guanchen, waren rein berberartig, wie es aus archäologischen und anthropologischen Studien, sowie aus der Studie der Namensgebung hervorgeht. Doch das bezieht sich lediglich auf die Guanchen zur Zeit der Eroberung und danach. Was auf den Kanaren vor 8.000 oder gar vor 16.500 Jahren geschah, spiegelt sich natürlich nicht in Studien wieder, die mit einer modernen Population völlig vermischter Ureinwohner gemacht wurde. Die ersten Bewohner Kanariens sind somit nicht identisch mit den moderneren Guanchen.
Von Studien über das Altertum wissen wir, dass es 1.100-800 v. Chr. vermutlich zu ersten Besuchen der Phönizier auf den Inseln kam (worldhistory.com; [4]). Seit dem 6. Jahrhundert v.Chr. besuchten Phönizier und Karthager sporadisch die Kanaren, sowie später auch Griechen und Römer, vornehmlich mit Handelsabsichten” (Calvet, 2007; [5]).
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„Im allgemein werden alle Ureinwohner der Kanarischen Inseln Guanchen genannt, da die verschiedenen einheimischen Völker wahrscheinlich von den Berbern abstammen. Ursprünglich bezieht sich der Begriff ausschließlich auf die Ureinwohner der Insel Teneriffa, da er >Mensch von Chinet< bedeutet” (wikipedia.org; [6]).
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„Soweit die historischen, genetischen, philologischen und ethnographischen Nachforschungen zeigen, gehörte die primitive Bevölkerung der Kanarische Inseln und ihre Kultur zur weiten Welt der amaziq (oder Berber), der Ureinwohnergemeinschaft, die immer noch das nördliche Afrika bewohnt. … Die Ureinwohner, die amazighes (oder Berberisch) sprachen sind von den Kanarische Inseln verschwunden.
§ ‘Aber die Ureinwohner nannten diese Insel (La Palma) in ihrer Sprache Benahoare, was auf kastilisch mein Vaterland oder meine Erde heißt [Abreu Galindo (ca. 1590 n.Chr., III, 1) d. 1676: 75v]. ‘ Benahoare (von *wen-ahûwwâr> benahoar, m. sing. lit. ‘der Ort des Vorfahren (ahuwwâra)’, fig. ‘Vaterland’). In der Sprache der Berber heißt Benahoarita Ahuwwâra woraus Awara wurde” (Reyes; [7]).
       Die auf dieser Internetseite zitierten Autoren benutzen für die Ureinwohner von La Palma folgende Namen: Benahoaritas, Awaras oder Auaritas.

Die Stammesgebiete der Benahoariten / Awara…….„Die Zahl der auf der Insel lebenden Benahoaritas zur Zeit der spanischen Eroberung ist aufgrund der kärglichen und widersprüchlichen Quellen aus der Völkerkunde sehr schwer auszumachen. So gibt z.B. Dr. Ernesto Martín Rodríguez eine Zahl von 4000 Bewohnern an. Wir hingegen glauben aufgrund der archäologischen Karten einiger Gemeinden, dass diese Anzahl untertrieben ist und dass es sich um mindestens 6000 Benahoaritas handelte.
Laut Álvarez Delgado wurde Benahoare, so nannten sie die Insel, was ‘meine Erde’ bedeutet, bis etwa 1460 von einem einzigen König regiert. Nach seinem Tod wurde die Insel in 12 Kantone aufgeteilt, wovon jeder außer Acéro (La Caldera de Taburiente) von der Küste bis zu den Berggipfeln reichte. Diese Hypothese scheint sich zu bestätigen, weil nach den völkerkundlichen Quellen die Hauptmänner eines jeden Stammes bis Ende des 15. Jahrhunderts miteinander verschwägert waren. Jeder Kanton konnte von einem, zwei oder drei Brüdern regiert werden. Die präspanisch-palmerischen Stämme waren: 1 Aridane (Los Llanos de Aridane, El Paso und Tazacorte), 2 Tihuya oder Aridane (Los Llanos de Aridane, El Paso und Tazacorte), 3 Tamanca oder Guehebey (Los Llanos de Aridane und El Paso), 4 Ahenguareme (Fuencaliente), 5 Tigalate (Villa de Mazo), 6 Tedote (Santa Cruz de La Palma, Breña Alta und Breña Baja), 7 Tenagua (Puntallana), 8 Adeyahamen (San Andrés y Sauces), 9 Tagaragre (Barlovento), 10 Tagalguen (Garafía), 11 Tixarafe (Tijarafe und Puntagorda) und 12 Acéro (La Caldera de Taburiente)” (Pais Pais, 2003; [8]). Landkarte: Präspanische Aufteilung [9].

…….„Die Altkanarien lebten in kleinen, zerstreut liegenden und aus Naturhöhlen und Hütten bestehenden Ortschaften. Die Hütten waren normalerweise einfache Steinsockel von kreisförmigem oder ovalem Grundriss, auf denen man die restliche Struktur aus Baumstämmen und Zweigen errichtete, aber es gab auch Varianten. Auf fast allen (kanarischen) Inseln bestand die kleinste gesellschaftliche Gruppe aus der Großfamilie.
…….Die Viehhaltung bestand darin, das Vieh frei weiden zu lassen, aber unter Aufsicht der Hirten. Auf den bergigsten Inseln, zu denen auch La Palma gehört, blieben die Herden den Großteil des Jahres in den höheren Zonen der Cardonal–Tabaibal-Bestände und in den thermophilen (wärmeliebenden) Wäldern, bis die Winterregen sie veranlassten, einen Teil der Tiere nach unten zu bringen, um die kurzlebigen Weiden der Küste auszunutzen; im Sommer dagegen zogen viele Herden wieder ins Hochland. Auf Teneriffa und vielleicht auch auf anderen Inseln gab es die Ahijaderos oder Chacacharte, wie das gegenwärtige Tal von San Lorenzo. Dies waren fruchtbare, warme windgeschützte Tieftäler, wo man im Winter die trächtigen Weibchen zusammentrieb, um sie dort gebären zu lassen. Auf Fuerteventura haben viele Ortschaften einen umgrenzten Platz oder Gehege, was zum Versammeln des Viehs zu bestimmten Zeiten gedient haben konnte, und es kann sein, dass das Verfahren der Apañadas, der frei weidenden Tiere sehr alt ist, die man in Freigehegen einschloss, um die Neugeborenen zu markieren” (Navarro Mederos, 2006; [10]).

…….„Als die Insel La Palma im Namen der Katholischen Könige im Jahre 1493 erobert wurde, herrschte dort eine bodenständige Kultur, die sich unter ähnlichen Gegebenheiten entfaltete, wie in der Jungsteinzeit. Diese Gemeinschaft lebte hauptsächlich von der Ziegen-, Schaf- und Schweinezucht, aber ganz besonders von der, der Ziegen. Außerdem sammelten sie auch Früchte und Wurzeln, sowie Weichtiere der Küsten (O. A. Parques Nacionales, 2008; [11]).

…….Teile der Insel wurden durch Erosionen infolge von Sturzbächen, Dürreperioden, Waldbränden, Heuschreckenplagen und Vulkanausbrüchen immer wieder verändert. Zusätzlich hat die ursprüngliche Bevölkerung diese Naturlandschaft durch Weidewirtschaft, Landbau und Holzschlag beeinflusst, so dass eine Kulturlandschaft entstand, bei der das natürliche Gleichgewicht aber erhalten blieb.


[1] García-Talavera, F. 2005. Relaciones genéticas entre las poblaciones canaria y norteafricanas. http://elguanche.net/relacionesgeneticascanariasnorteafrica.htm. 01.11.05. Und 1995: Sangre canaria (el pasado en nuestras venas). Canarias desde corazón. Col. Tasufra. 11. Ed. Benchomo. Tenerife.
[2]
Möckel, Jan. Die Pyramiden von Güimar. Mysteria3000, 3/2002, 10 Seiten. Programmbericht des Teneriffa-Austausches 28.05. – 11. 06. 1999. http://www.ibbw.de/projekte/ldv_rudi/5_berichte/5_berichte_main_0.html. 08.01.06. .
[3] Hooten, E. A. (1925). The ancient inhabitants of the Canary Islands, Cambridge, Mass., Peabody Museum of Harvard University, 1925.
[4] Lanzarote 2005. http://www.worldhistory.com/wiki/L/Lanzarote.htm. 03.11.05.
[5] Calvet, Carlos. 2007. Geschichte und Mythen der Kanaren. Spuren einer längst untergegangenen Kultur. Bohmeier Verlag. Seite 18 – 21.
[6]
http://es.wikipedia.org/wiki/Benahoarita
[7]
Reyes, Ignacio. http://insuloamaziq.blogspot.com.es/   :  Aus dem Vorwort und zum Begriff >Benahoare<.
[8]
Pais Pais, Felipe Jorge. 2003. Die Benahoariten – präspanische Bevölkerung La Palmas, La Palma – la isla bonita. Patronato de Turismo del Excmo.
[9] Landkarte >Präspanische Aufteilung La Palmas in 12 Kantone< In: Die Benahoariten – präspanische Bevölkerung La Palmas, La Palma – la isla bonita (2003), Patronato de Turismo del Excmo. Cabildo Insular de La Palma,
[10]
Navarro Mederos, Juan Francisco. 2006. Die Urbewohner. Alles über die Kanarischen Inseln. Arafo – Tenerife. Seite 54.
[11]
O. A. Parques Nacionales. 2008.
Führer für den Besuch des Nationalparks der Caldera de Taburiente. Seite 68.

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