Die Himmelsscheibe von Nebra und ihre Datierung

Die Himmelsscheibe von Nebra ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde aus der Frühbronzezeit. Sie wurde 1999 zusammen mit einem Bronzeschatz auf dem Mittelberg bei Wangen / Nebra, oberhalb der Unstrut, in Sachsen-Anhalt gefunden.

„Der Sensationsfund offenbart, dass die Schöpfer der Scheibe über ein herausragendes Wissen in Astronomie und Mathematik verfügten und tiefe Einblicke in die Mechanik der Himmelskörper hatten, wie die große Mehrheit der Forscher sie den Mitteleuropäern der Bronzezeit bislang nicht zugetraut hatte. Die zwei Kilo schwere Bronzescheibe ist leicht elliptisch und hat einen Durchmesser von 32cm. Sie ist mit Darstellungen von Sonne, Mond und 32 Sternen aus unlegiertem Goldblech versehen” (Meller / Schlosser / Hansen, 2006 [1]).

Nach einer Reihe von materialkundlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Himmelsscheibe mehrmals verändert wurde. In einer ersten Herstellungsphase wurden auf der Bronzescheibe 32 Sterne, eine Sichel und eine Kreisscheibe aus dünnem Goldblech eingelegt. Später sind noch drei goldene Bögen ergänzt sowie Löcher am Rand eingeschlagen worden.

Phase 1-5. Die Elemente des Nachthimmels werden später durch Symbole für den Taghimmel erweitert.

Nur vier Fürsten kommen als Schöpfer der Himmelsscheibe in Frage

Laut Bernd Zich sind in dem in Frage kommenden Gebiet [aufgrund der Winkel zwischen den goldenen Horizontbögen] und in dem entsprechenden Zeitraum [Datierung von Birkenrinde aus dem Griff eines Schwertes, das zum Beifund der Himmelsscheibe gehört (Pernicka, 2008: 32), [2]], nur vier Fürsten bekannt. Diese könnten aufgrund ihrer prunkvollen Bestattungen die Macht und Fähigkeit gehabt haben, an der Entwicklung und Fertigungen der Himmelsscheibe beteiligt gewesen sein. „Zu den »klassischen« mitteldeutschen Aunjetitzer »Fürstengräbern« von Leubingen (Höfer, 19o6, [3]) und Helmsdorf (Größler,19o7, [4]) gesellt sich seit einer Nachuntersuchung im Jahre 1979 das »Fürstengrab« von Dieskau. […] Neben den drei mitteldeutschen sind nur noch diejenigen von Łęki Małe in Großpolen, wenngleich im Duktus leicht abweichend, als gesicherte »Fürstengräber« zu nennen. Mit vier Fundorten erschöpft sich aber der Nachweis dieser besonderen archäologischen Fazies“ (Zich, 2010: 107, [5]).

„Birkenreste in den Schwertgriffen des Beifundes ließen sich mit der Radiocarbonmessung auf ein Alter um 1.600 bis 1.500 v.Chr. datieren. Für die Himmelsscheibe gibt es keinen Vergleichsfund. Sie kann also durchaus auch älter sein.
Vergleicht man die Funde aus der Frühbronzezeit mit der Kombination der Objekte aus Nebra, so fällt eine enge Übereinstimmung mit dem mehr als 300 Jahre älteren Fürstengrab von Leubingen auf. In etwa 30 Kilometer Entfernung vom Fundort der Himmelsscheibe, wurde der weithin sichtbare Großgrabhügel von Leubingen bereits 1877 entdeckt und unter der Leitung von Prof. Dr. Friederich Klopfleisch aus Jena mit 18 Leubinger Männern ausgegraben. Die Übereinstimmung der Inventare betrifft vor allem die >Überausstattung< mit Waffen. In Leubingen fanden sich drei Dolche, zwei Bronzebeile, ein Stabdolch sowie drei Bronzemeißel” (Meller 2005 [6]).

„Der Fürst von Leubingen wird auf Grund der Schmiedeutensilien, die seinem Grab beilagen, mit der Bronzeverarbeitung in Verbindung gebracht. Sein Todesjahr: 1.942 v.Chr. Dieser Mann hatte die Kenntnisse oder Fähigkeiten die Himmelsscheibe von Nebra herzustellen oder herstellen zu lassen” (Terra X, 2007 [7]).

Dieser Fürst von Leubingen gilt derzeit als Schöpfer der Himmelsscheibe.

Weiterlesen: Der Sternenhimmel um 1.950 v.Chr.


[1] Harald Meller, Wolfhard Schlosser und Rahlf Hansen. Artikel TheEpochTimes Deutschland 25.02.2006: Scheibe von Nebra war erste astronomische Uhr.
[2] PERNICKA. Ernst (2008). Die Himmelsscheibe von Nebra.  Kleine Reihe zu den Himmelswegen Band 1. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Halle (Saale) 2008.
[3] Höfer 19o6. P. Höfer, Der Leubinger Hügel. Jahresschrift für die Vorgeschichte der Sächsisch-Thüringischen Länder 5, 19o6, 1–59.
[4] Größler 19o7. H. Größler, Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreise). Jahresschrift für die Vorgeschichte der Sächsisch-Thüringischen Länder 6, 19o7, 1–87.
[5] ZICH, Bernd (2010). Die frühbronzezeitliche Umgebung des Fundes mit der Himmelsscheibe von Nebra. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Band 05, 2010.
[6] Harald Meller (2005). Der geschmiedete Himmel. – Harald Meller: Der Körper des Königs.
[7] Aus dem Film der Serie Terra X, 2007: Herr der Himmelsscheibe.