Der Tagesbogen der Sonne erreicht täglich eine andere Größe

Wenn wir die Sonne beobachten, kommt es uns vor als würde sie täglich, wie die unterläufigen Fixsterne, parallele Halbkreise beschreiben. Nur scheinen ihre konzentrischen Bewegungsbögen, jeweils ein halbes Jahr lang, jeden Tag etwas größer und dann wieder kleiner zu werden. Dabei liegt das eigentliche Zentrum der täglichen Umschwünge im Südpol. Aber da ein Beobachter auf der Nordhalbkugel der Erde diesen nicht sehen kann, zeigt für uns der Südpunkt am Horizont die Mitte ihrer scheinbaren Umlaufbahnen an.

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Der Beobachter steht im Mittelpunkt des Geschehensund er verfolgt die drei extremen Sonnenbahnen eines Jahres. Um ihn verläuft der Horizontkreis, an dem derAuf- bzw. Untergang eines Gestirns vom wahren Ostpunkt aus ermittelt wird, die sogenannte Morgenweite (Diercke, 1936: 11Diercke Schulatlas für höhere Lehranstalten, 77. Auflage um 1936. Verlag von Georg Westermann.).

Zur Sommersonnenwende, am 21. Juni, erscheint die Sonne an ihrem nordöstlichsten Aufgangsort über dem Horizont, sie erreicht wie immer mittags ihren Höchststand und geht genau gegenüber im Nordwesten unter. An diesem längsten Tag des Jahres läuft sie auf ihrer höchsten Umlaufbahn.
Zu den Tag-und-Nacht-Gleichen, am 21. März und 23. September, taucht unser Tagesgestirn genau am Ostpunkt auf und versinkt am Westpunkt. Deshalb sind Tag und Nacht genau gleich lang und der mittlerer Tagesbogen entspricht dem Himmelsäquator.
Schließlich befindet sich die Sonne am 21. Dezember an ihren südlichsten Auf- und Untergangsorten und somit auf ihrer niedrigsten Bahn. Bei dieser Extremstellung, am Tag Wintersonnenwende, handelt es sich um den kürzesten Tag des Jahres.

Die nördlichsten und südlichsten Parallelbögen der Sonne verlaufen gemäß dem Neigungswinkel der Erdachse 23,5° oberhalb beziehungsweise 23,5° unterhalb des Himmelsäquators.

Der Tagesbogen der Sonne stimmt mit einigen Sternenbahnen überein

Die Breitengrade der Erde entsprechen in einem äquatorialen Koordinatensystem den Parallelkreisen zum Himmelsäquator. Da den Abbildungen, in diesem sowie im vorherigen Text über die Fixsterne, der Himmelsäquator als Basiskreis zugrunde liegt, können wir beide problemlos miteinander vergleichen. Und dass, obwohl in der Zeichnung “Scheinbare Bewegung der Sonne“ die Tagesbögen von nur einem Gestirn in einem vierteljährlichen Rhythmus nachempfunden wurden. Hingegen handelt es sich bei der “Scheinbaren Bewegung der Sterne“ um mehrere Sterne, die alle gleichzeitig auf ihren spezifischen Umlaufbahnen zu sehen sind.

Generell gilt, wenn die Sonne an irgendeinem Tag exakt denselben Aufgangsort wie ein Stern hat, dann erreichen beide auch denselben Höchststand und Untergangsort. Einen Eindruck davon bekommen wir, indem wir uns in beiden Abbildungen einmal die niedrigste Umlaufbahn der Sonne am 21. Dezember und dazu den ähnlich verlaufenden Drehkreis der Sterns Sirius anschauen. Es fällt auf, dass vom Bogenlauf beider Gestirne ungefähr ⅓ ihres kompletten Umlaufes sichtbar ist, wobei die Sonne am 21. Dezember tatsächlich etwas weiter nördlich aufgeht.

Aus beiden Zeichnungen kann man vermuten, dass das sichtbare Drittel des Umlaufes von Sirius, wie bei der Sonne, auch einem Drittel Tageslänge entspricht. Dies ist jedoch nicht an allen Tagen der Fall, wie folgender Beitrag belegt.

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    Diercke Schulatlas für höhere Lehranstalten, 77. Auflage um 1936. Verlag von Georg Westermann.