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Sonne und Mond

Der Innen- und Außenradius der Sichel.Die beiden großen Goldelemente auf der Himmelsscheibe von Nebra zeigen widersprüchliche Aussagen, die beabsichtigt sind, um nur mit zwei Symbolen alle sichtbaren Erscheinungsformen von Sonne und Mond aufzuzeigen.

 

Mondfinsternis Sichel

[1] Zwei Mondsicheln

1.) Die goldene Sichel könnte eine  Mondsichel zeigen und die goldene Kreisscheibe könnte den Vollmond oder die Sonne darstellen.
Der Innenradius der goldenen Mondsichel passt zu der manchmal sichtbaren unbeleuchteten Seite einer 4,5 Tage alten Mondsichel, die in ihrer Größe dem vertrauten Vollmond entspricht und kurz nach Sonnenuntergang im Westen zu sehen ist. Schon bei einer sechs Tage alten Sichel ist der Radius viel größer und elliptisch. Bei Halbmond wird die Schattenlinie dann zu der Geraden eines Halbkreises. 

der große Schattenradius der Erde

[2] Mondfinsternis

2.) Da die Sichel größer ist als die Kreisscheibe könnte sie auf das besondere und seltene Ereignis eines sich verfinsternden Vollmondes, auf eine Mondfinsternis, hinweisen.
Eine Mondfinsternis findet immer bei Vollmond statt, wenn der Mond gerade im Osten aufgeht und die Sonne im Westen untergeht oder andersherum. Die Sonne steht also genau gegenüber vom Mond und die Erde steht (wir stehen) dazwischen. Der Verfinsterungsschatten des Mondes hat also nichts mit dem unbeleuchteten Teil des Mondes zu tun, da der Vollmond zuvor komplett beleuchtet ist. Also muss sich etwas vor das Sonnenlicht schieben, damit der Mond die Sonnenstrahlung nicht mehr reflektieren kann. Der aufziehende Mondschatten kann somit nur der Schatten der Erde sein, weil diese (mit dem Beobachter) mittig zwischen Sonne und Mond steht, und diese ist dann rund!
Auf dieser Fotomontage sieht man im direkten Vergleich, wie riesig der Erdschatten (rechts) ist, und dass dieser nicht zum Innenradius der goldenen Sichel (links) passt.

Toltale Sonnenfinsternis mit sichtbaren gewordenen Planeten

“Das Foto zeigt die totale Sonnenfinsternis vom 31. August 1932, sowie die Planeten Jupiter, Merkur, Venus und Mars (von links nach rechts) am verdunkelten Taghimmel.” [3]

3.) Die Sichel hat vor allem auch Eigenschaften, die auf eine totale Sonnenfinsternis hinweisen.
Vollendet man den Außenradius der goldenen Sichel, ist dies die komplette Kreisform des Gestirns, egal ob Mond oder Sonne, und damit sind in jedem Fall die fünf dahinter befindlichen Sterne verdeckt! (Wenn der Innenradius der Sichel den Schattenverlauf einer Mondfinsternis zeigen soll, sind sogar 10 Sterne in dem Moment unsichtbar.)
Wie auf der Himmelsscheibe sind bei einer Sonnenfinsternis Gestirne sichtbar, die eigentlich unsichtbar sind!! Und dieser Widerspruch hebt sich nur bei einer Sonnenfinsternis tatsächlich auf!

Der Zeitpunkt, wann in der Bronzezeit eine Finsternis eintrat, lässt sich aufgrund der ungleichmäßigen und unberechenbaren Erdrotation nicht genau bestimmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fürst von Leubingen, der um 1942 v. Chr. beigesetzt wurde, auch eine zentrale Sonnenfinsternis gesehen haben könnte, ist aber durchaus gegeben.
≠ Bei einer Sonnenfinsternis ist die verdunkelnde Mondscheibe etwa so groß wie die Sonne, da aber der Innenradius der goldenen Sichel viel größer ist, kann es sich doch nicht um eine Sonnenfinsternis handeln.

Bei allen drei Möglichkeiten ist bisher nicht zu erklären, warum die Sichel einen größeren Durchmesser hat als die Kreisscheibe! Obwohl die visuelle Größe der Mond- und Sonnenscheibe nahezu gleich groß (1/2 Grad) ist, ist die goldene Sichel ungefähr 25% größer dargestellt worden.


[1] Antonio Cidadao, Fotos von Mondphasen, wiki.astro.com/astrowiki/de/Datei:Mondphasen.jpg
[2] Alexander Birkner, Foto einer Mondfinsternis, www.kernschatten.info/home.htm
[3] Robert Henseling, “Kosmische Heimat”, Verlag der Eiserne Hammer (1932?),
Sonnenfinsternis 31. August 1932

Mehr dazu: Die zwei großen Goldelemente 

Der Sonnenbogen im Jahreslauf

„In der 3. Herstellungsphase der Himmelsscheibe wurde ein goldener Bogen ergänzt, an dessen Längsseiten kurze Kerbstriche eingeschlagen wurden, die die Sonnenstrahlen symbolisieren könnten. -Nur die Sonne kann sichtbare Strahlen und Wärme hervorbringen.

Betrachten wir diesen Sonnenbogen in Bezug zur ganzen Himmelsscheibe, dann steht der Beobachter wieder in der Mitte der Himmelsscheibe, die diesmal die Erde wäre und um ihn herum ist der Horizontkreis.
Der östliche Horizontbogen entspricht dem Sonnenaufgang, der Sonnenbogen dem Höchststand, die Kontur des fehlenden Horizontbogens dem Sonnenuntergang und der Rand ohne goldene Elemente, der Seite, an der niemals die Sonne zu sehen ist (der Nachtbogen der Sonne).
Denselben vier Randbereichen können wir auch ein ganzes Sonnenjahr mit unterschiedlich hohen Tagesbögen der Sonne zuweisen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Der Jahreslauf der SonneDer Sonnenbogen selbst könnte den Jahreslauf der Sonne, mit den unterschiedlichen Tageslängen und Umlaufhöhen symbolisieren:
In das Goldblech wurden zwei parallel laufende Linien eingeritzt, wodurch drei Bögen entstanden. Vom unteren Rand bis zur ersten Linie könnte der schmale Bogen die niedrigen und kurzen Sonnentagesbögen des Winters zeigen. Der mittlere Bogen würde dann die länger oder kürzer werdenden Tage, bis oder von den Äquinoktien, andeuten und der breiteste Bogen, die langen Sommertagesbögen, die in der Mitte dieses Randviertels zur Sommersonnenwende im Juni ihren absoluten Höhepunkt finden. Die Bögen und Linien werden von innen nach außen nicht nur immer länger, sondern auch immer dicker. – Ordnen wir den elf Löchern über dem Sonnenbogen nun jeweils einen Monat zu, erreicht der Sonnenbogen etwa Mitte Juni seinen Höchststand.

3. Herstellungsphase: Die versteckten Hinweise des Sonnenbogens

Der goldene Sonnenbogen enthält auch einige versteckte Hinweise und Beziehungen. So schneidet die Verbindungslinie zwischen seinen Enden den Meridian in unserem unsichtbaren Nordpol! Dies der 3. unabhängige Hinweis auf den Nordpol !
Zudem zeigt ein lineares Ende des Sonnenbogens wieder auf die Mitte der goldenen Kreisscheibe, während das andere Ende, so vermutet Harald Gränzer, auf den eigenen Mittelpunkt seines Außenkreises weisen könnte. Dieser Kreis und der Schattenradius der Sichel haben exakt den gleichen Durchmesser und die Verbindungslinie zwischen den Mittelpunkten bildet, mit der Geraden des Sonnenbogens, einen rechten Winkel.

Aufgrund dieser Auffälligkeit entwickelte Dr. Burkhard Steinrücken >Die dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra<:
„Die mathematische Analyse der Form und Lage der Bildsymbole auf der Himmelsscheibe lässt auf eine erstaunliche Vielfalt von Symmetrien und geometrischen Prinzipien bei ihrer Gestaltung schließen. Durch Anpassung von Kreisen und Ellipsen nach der Methode der kleinsten Abstandsquadrate an den Scheibenrand, die Segmente und die runden Bildsymbole, erhält man ein Geflecht sich berührender und durchdringender Kreise und Ellipsen. … Die mathematische Struktur dieses Ringsystems legt nahe, die Scheibe als Sinnbild für einen Mechanismus aus rollenden Kreisen zu interpretieren, der die räumlichen und zeitlichen Aspekte des Sonnenjahres und die Sichtbarkeit der Plejaden in den verschiedenen Jahreszeiten auf der geographischen Breite der Fundgegend in einer faszinierenden geometrischen Formensprache korrekt darstellt.  …
Der Mechanismus stellt das Sonnenjahr und seine Teilung in Einheiten gleicher Länge dar.
[1]


[1] Burkhard Steinrücken (2010), Die Dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra. In: Harald Meller: Der Griff nach den Sternen – Internationales Symposium in Halle (Saale) 16. – 21. Februar 2005. Seite 935 – 945.

Mehr dazu: Der Sonnenbogen