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Kreuzweise angeordnete Symbole

Vergleicht man die Zusammensetzung der Funde […] der Frühbronzezeit mit der Kombination der Objekte aus Nebra, so fällt eine enge Übereinstimmung mit dem mehr als 300 Jahre älteren Fürstengrab von Leubingen auf. In etwa 30 Kilometer Entfernung vom Mittelberg gelegen (Fundort der Himmelsscheibe), wurde der weithin sichtbare Großgrabhügel bereits 1877 entdeckt und ausgegraben. […] “ [1]
„Der Fürst von Leubingen wird auf Grund der Schmiedeutensilien, die seinem Grab beilagen, mit der Bronzeverarbeitung in Verbindung gebracht. Sein Todesjahr: 1942 v. Chr. Dieser Mann hatte die Kenntnisse oder Fähigkeiten die Himmelsscheibe von Nebra herzustellen oder herstellen zu lassen.“
[2]

Abb. 1: Die Grabkammer im Leubinger Fürstenhügel

Abb. 1: Die Grabkammer im Leubinger Fürstenhügel

Die Bestattung in diesem Grabhügel wurde von Prof. Dr. Friederich Klopfleisch (1877) folgendermaßen beschrieben:
„In der Längenrichtung von Süden nach Norden lag in der Mitte des Dielenfußbodens ein menschliches Skelett ausgestreckt, das von einem Greise herrührte. Quer über der Mitte oder Hüftgegend dieses Skeletts lag kreuzweise ein anderes,  das von einem jugendlichen Individuum im Alter von etwa 10 Jahren herrührte, . . .  .
An derselben Stelle wie diese Dolchstabklinge, mit ihr gekreuzt, lag
eine Dolchklinge, und weiter oberhalb,  schon nahe dem rechten Knie fand sich noch ein Paar gekreuzter Dolchklingen.

Abb. 2: gekreuzte Gewandnadeln

Abb. 2: gekreuzte Gewandnadeln

Die goldenen Gewandnadeln hingegen lagen, über der Kreuzungsstelle mit dem kindlichen Skelette, also über der Hüftgegend, auf den gekreuzten Körpern der Hauptrichtungen.“ [3]

Für die kreuzweise bestatteten Menschen und die drei gekreuzten Grabbeigaben könnte man, aufgrund der Erkenntnisse aus dieser Theorie zur Himmelsscheibe von Nebra, zu folgenden astronomischen Interpretationen kommen: Die Positionen der bestatteten Körper könnten die vier Haupthimmelsrichtungen symbolisieren, jene imaginären Linien, die sich auf der Erdoberfläche immer im Zentrum des Horizontkreises kreuzen, also sozusagen die durch den Beobachter verlaufenden Nordsüd- und Ostwestlinien. Die beiden gekreuzten Dolchpaare könnten für den Himmelsäquator und den dazu rechtwinkligen verlaufenden Meridian sowie für die Hoch- und Flachstellung des Tierkreises beiderseits der Ekliptik, zu den Tag-und-Nacht-Gleichen stehen. Und die diagonal gekreuzten Gewandnadeln symbolisieren vielleicht die westliche und östliche Extremstellung des Tierkreises zu den Sonnenwendterminen.


[1] Harald Meller (2005), “Der geschmiedete Himmel” – Harald Meller: Der Körper des Königs
[2] www.terra-X-zdf.de: Herr der Himmelsscheibe
[3
] Prof. Dr. Höfer, Wernigerode (1906), “Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder, 5. Band, Der Leubinger Hügel“
Abb. 1 + 2: Ernst Probst (1996), “Deutschland in der Bronzezeit”

Mehr dazu: Die Grablegung des Fürsten von Leubingen