Eine Petroglyphe der Felsbildstation La Zarcita scheint den kleinen Geländerücken El Lomito von Juan Adalid darzustellen
Santo Domingo de Garafía, 13. Februar 2019. Im Anschluss an die letzte Präsentation des Buches LA PALMA WAR AUCH DIE INSEL DER KARTOGRAFEN erklärte ich den Zuhörern in Santo Domingo de Garafía, dass eine Petroglyphe der Felsbildstation La Zarza – La Zarcita einen bestimmten Bergrücken darstellen könnte. Die Gravur befindet sich an einer Felswand des kleineren Talschlusses La Zarcita. Dieser ist, ebenso wie die halbkreisförmige steinerne Einfassung der größere Senke La Zarza, mit zahlreichen Gravuren bedeckt. Parque Cultural La Zarza y La Zarcita in Garafía.
El Lomito de Juan Adalid
Während einer Wanderung, die wir im Oktober 2018 unternommen haben, war mir der ungewöhnlich markanten Gelände namens EL Lomito (= Der Kleine Bergrücken) aufgefallen. Er befindet sich direkt am Straßenrand nach Juan Adalid. Und zwar zwischen dem Berg Montaña Grande und dem sehr interessanten und nördlichsten Aussichtspunkt der Insel, Montaña de la Centinela. Jener ist Hintergrund des folgenden Fotos leicht anhand der kleinen Kapelle auf seinem Gipfel zu erkennen.
Eine mäanderförmige Petroglyphe von La Zarcita
Bei der Aufsicht auf diese stark strukturierte Erhebung fiel mir sofort eine mäanderförmige Felsgravur ein, die im archäologischen Park La Zarza – La Zarcita in Garafía zu sehen ist. Denn 2007 fotografierte ich diese Petroglyphe, als die Gravuren noch nicht gereinigt waren. Doch da Harald Braem (1988) das im oberen Bereich unscharfe Symbol sehr einprägsam als Urmutter interpretierte, konnte ich es mir gut merken.
Viele Ähnlichkeiten zwischen der Felsgravur von La Zarcita und einer kleinen Erhebung
Die nächste Abbildung zeigt zuerst die Skizze der Felsgravur auf einer neuen Informationstafel an der Fundstelle La Zarcita. Rechts davon ist eine topographische Karte des Bergrückens El Lomito zu sehen. in dieser Landkarte sind die braunen Linien als Höhenlinien, die blauen Linien als Wassererosionsrinnen sowie die grauen Linien als Mauern (und ältere Erdwälle) zu verstehen. Zudem existiert am westlichen Abhang von El Lomito eine Quelle mit dem Namen Fuente de La Zarcita. Danach folgen in der Abbildung ein Satellitenfoto und das nun schon bekannte Foto der kleinen Geländeerhebung El Lomito.
Ein ovaler Steinkreis
Um die charakteristischen Merkmale des Bergrückens El Lomito vor Ort näher zu untersuchen, ist es einfacher ihn von unten nach oben zu erkunden, da er von unten besser zugänglich ist.
Als erstes erreicht man eine Steinstruktur, die bei dem Foto, das von der Straße oberhalb aufgenommen wurde, gar nicht auffiel. Beim Näherkommen erkennt man einen ovalen Steinkreis, der direkt an einen Erdwall angrenzt.
In der ovalen Steinkonstruktion befindet sich ein kleiner runder Steinkreis – Ein Versammlungsplatz der Ureinwohner?
In Inneren der ziemlichen großen elliptischen Steinmauer existiert auf einem niedrigeren Niveau eine weitere kreisförmige Steinumrandung. Entweder wurden die Steine des kleinen Kreises an der Hangseite in den Boden eingelassen oder das Gelände hinter ihnen mit Erdreich angefüllt. Diese Konstruktion scheint älter zu sein als die erste, zumal flache Steine an der Nordseite als Sitzplätze fungieren.
Von hier aus hat man einen wunderbaren Fernblick.
Die Riten und Gewohnheiten der Inselbewohner von Teneriffa
„Die Art und Weise wie sie richteten war, dass sich der König auf eine Ebene setzte, wo ein Sitz errichtet war, auf dem ein hoher quadratischer Stein lag. An den Seiten waren dann andere niedrigere Steine nach ihrer Reihenfolge errichtet. Dort ließen sich die wichtigsten Persönlichkeiten nach ihrer jeweiligen Autorität nieder. Dorthin setzte sich an dem entsprechenden Tag der König und hielt Audienz. Diesen Ort nannten sie Tagoror, [er fungierte] wie ein Regierungs- oder Anhörungsort oder wie ein Gemeindehaus. Und er hörte alle an, die kamen. Und, wenn er einige Verbrecher für manche Streiche bestrafte, beorderte ihn der König auf den Boden. Dort vor allen, und mit dem Stecken oder Stock, den der König immer als Zepter bei sich hatte, verfügte er, dass sie ihm so viele Stockschläge gaben, wie es ihm für ihn erschien …” (Abreu Galindo, 16321Abreu Galindo, Fray Juan de (1632). Historia de la conquista de las siete islas de Canaria. Santa Cruz de Tenerife: Goya, 1977. Págs. 1-367; 196.).
Der Geländerücken El Lomito wurde mit Regenwasser vom Berg Montana Grande bewässert
Erosionsrinnen im Berghang
Wenn man vom Steinkreis bergauf blickt, erkennt man zunächst etwa vier mit Gras überwachsene Mauern oder Erdwälle hintereinander. Durch diese wird das Gelände terrassenartig abgestuft. Dahinter erhebt sich der höchste Punkt von El Lomito, wie in der rechten Hälfte des Fotos sichtbar. Überdies fallen einem bei dem kegelförmigen Berg Montaña Grande sofort die vielen markanten Erosionsrinnen auf.
Auf dem Bergrücken existieren künstliche Wasserkanäle
Steigt man noch weiter hinauf, dann sieht man, oberhalb des terrassierten Geländes und links unterhalb der felsigen Erhebung, eine in den Stein gearbeitete Wasserrinne (Foto oben links). Ein Stückchen oberhalb davon beginnt eine Art Graben (Foto oben rechts). Dieser wird bergauf zuerst zunehmend breiter (Foto unten links) und dann tiefer, dafür aber schmaler (Foto unten rechts).
Nur am Anfang des Geländeabsatzes El Lomito hat sich noch keine Schlucht zum Montaña Grande ausgebildet, so dass dort abfließendes Regenwasser vom Berg direkt auf das seichte Gelände geleitet werden konnte.
Die nächste Abbildung zeigt den Blick vom Straßenrand auf den Bergrücken El Lomito. Hier fällt vor allem der lange Graben auf, den wir von unten aus verfolgten. Könnte es sein, dass er in irgendeiner Weise dazu diente Regenwasser vom Montaña Grande auf die Terrassen oberhalb des Steinkreises zu leiten? Leider ist das Gelände besonders unterhalb der Straßenkurve durch Straßenbauschutt und durch Trampelpfade von Ziegen beeinträchtigt. Aus diesen Gründen kann man vom Montaña Grande bis zum Kopf des Bergrückens nur an wenigen Stellen kleinen Erosionsrinnen finden. Jedoch erscheint es, als ob einige von Hand nachbearbeitet wurden.
Der untere Abschluss von El Lomito ist auch sehr interessant
Wenn man die Nord-Westseite des Bergrückens El Lomito von Montaña de la Centinela aus betrachtet, sieht man eine große Höhle. Von dieser führen schmale Pfad entlang weitere kleinere Höhlen und hinauf auf den Bergrücken, zu den Feldern. Außerdem ist es möglich, dass rechts davon, im Gelände des Abhanges, weitere Steige existierten.
Dieses begehbare südliche Gelände, oberhalb der Höhle, könnte durch die Linien dargestellt worden sein, die in der Petroglyphe rechts unten zu sehen sind. Da die untere C-förmige Struktur der Petroglyphe dem oberen Abschluss ähnelt, könnte es sich vielleicht um Gebiete in der oberen Randzone der angrenzenden Schlucht Barranco del Domingo Díaz handeln.
Zudem können wir uns in der Felsgravur die Höhlensiedlung mittig am unteren Rand vorstellen, denn sie ist von beiden Seiten aus zugänglich.
Fazit
Vor allem die Lage des Steinkreises stimmt mit der Position einer einfachen Kreisgravur in der Petroglyphe überein. Doch auch andere charakteristische Eigenschaften lassen vermuten, dass es sich hier tatsächlich um ein Anbaugebiet der Ureinwohner handelt. Denn der seichte Abhang weist Spuren eines einfachen künstlichen Bewässerungssystems auf. Außerdem existieren im direkten Umfeld ideale Höhlen für unterschiedliche Verwendungen und das Meer mit seinen Reichtümern an Nahrungsmitteln ist nah.
Zur Interpretation der Felsgravur von La Zarcita
Diese neue Interpretationsidee, ist nicht in meinem Buch enthalten. Aber ich habe sie zum Abschluss der Buchpräsentationreise in Santo Domingo de Garafía präsentiert. Dabei hatte ich die Hoffnung, bei den Zuhörern Interesse zu wecken, damit andere Felsgravuren jener Felsbildstation als mutmaßliche Landschaftselemente der Gemeinde Garafía erforscht werden können.
Hier können sie das Buch LA PALMA WAR AUCH DIE INSEL DER KARTOGRAFEN in einer deutschen und spanischen Ausgabe erwerben.
Weiterlesen: El Calvario de Santo Domingo / Montaña de Fernando Porto
- 1Abreu Galindo, Fray Juan de (1632). Historia de la conquista de las siete islas de Canaria. Santa Cruz de Tenerife: Goya, 1977. Págs. 1-367; 196.