Eine meiner ersten Ideen war, dass die Sterne vor den Horizontbögen vielleicht eine Beziehung zu den Sonnenauf- und Untergangsorten haben könnte. Sehr naheliegend, denn sie stehen auffälliger Weise ungefähr vor den Enden und in der Mitte der Horizontbögen.
Und das würde bedeuten, dass sie zu verschiedenen Tierkreissternbildern gehören müssten. Schließlich wurde der Zodiakus überhaupt erst definiert, um die Bahnen der Wandelsterne, zu denen auch die Sonne gehört, zu verfolgen.
Da uns aber unser Tagesgestirn in seinem Jahresrhythmus sehr viel vertrauter ist, als die komplexere Bewegung des Tierkreises, widmen wir uns vorab kurz diesem Thema.
Vier markante Tage zur Einteilung des Sonnenjahres
Täglich steigt die Sonne vom östlichen Horizont in Richtung Süden empor, wo ihr Lauf am Meridian gespiegelt wird. Von dort zieht sie westwärts und taucht letztendlich genau gegenüber von ihrem Aufgangsort wieder unter.
Im Jahr 1950 v.Chr., zur Lebenszeit des Fürsten von Leubingen, trat in Mitteldeutschland die Wintersonnenwende am rechnerischen Datum 6. Januar ein. (Mit dem Computerprogramm STELLARIUM lässt sich dieses Datum leicht ermitteln.) Die Sonne hatte ihre südliche Extremstellung von SO nach SW erreicht. Sie war rund 8 Stunden lang auf ihrer niedrigsten Umlaufbahn unterwegs. Ein paar Tage vor und nach dem Wintersolstitium (lat. sol = Sonne und sistere = anhalten, stillstehen) ließ sich keine horizontale Verschiebung ihrer Auf-und Untergangsorte beobachten. Dann, nach der Zeit des Stillstands, verlagerten sich ihre Positionen am Horizontkreis etwa ein halbes Jahr lang wieder nach Norden.
Rund drei Montane später stand das Zentralgestirn zum Frühlings-Äquinoktium den ganzen Tag im Schnittpunkt von Ekliptik und Himmelsäquator. Es ging rechnerisch am 7. April 1950 v.Chr. am Horizont im O auf und gegenüber im W unter. Tag und Nacht waren mit je 12 Stunden gleich lang.
Zur Sommersonnenwende kam die Sonne an den zwei anderen extremen Auf- und Untergangsorten im NO und NW an. Das Computerprogramm berechnet hierfür den Zeitraum um den 10. Juli 1950 v.Chr. An diesen Tagen legte die Sonne wieder eine Atempause ein und genoss mehrere Tage ihren höchsten Tagbogen. Es waren mit circa 16 Stunden die längsten Tage des Jahres.
Am rechnerisch 9. Oktober 1950 v.Chr. lief die Sonne zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche wieder auf ihrem mittleren Tagbogen von O nach W, wie am Frühlings-Äquinoktium. An den Tagen vor und nach den Tag-und-Nacht-Gleichen legt sie am Horizontkreis deutlich die größte Entfernung zurück.
Auf der Himmelsscheibe symbolisieren zwei Randbögen die Auf- und Untergangsorte der Sonne
Laut Wolfhard Schlosser (20051Schlosser, Wolfhard (2005). Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen. Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag. S. 44) definieren zwei später ergänzte Horizontbögen, die Pendelbereiche der Sonnenauf- und Untergänge am Horizontkreis.
Zudem symbolisieren die oberen und unteren Enden der goldenen Horizontbögen die Sonnenwenden. Heutzutage treten diese kalendarischen Ereignisse um den 21. Juni beziehungsweise 21. Dezember ein.
Folglich befinden sich ungefähr in der Mitte der Bögen der Ost- und Westpunkt des Horizontkreises mit den Tag-und-Nacht-Gleichen. Dieser Termin entspricht etwa dem 21. März und dem 23. September.
Die Solstitien und Äquinoktien sind vier ganz besondere Ekliptikpunkte, die im Jahreslauf auch kalendarische Funktionen erfüllen.
Die Sonne und der Tierkreis haben den gleichen Bewegungsablauf, was an die Sterne vor den Horizontbögen erinnert
Wie wir wissen ist die Ekliptik die Mittellinie des Tierkreises und zugleich die scheinbare Bahn der Sonne durch den Zodiakus. Demnach haben alle Tierkreissterne nicht nur positionsabhängig, sondern auch zu unterschiedlichen Zeiten eine Beziehung zum Sonnenlauf!
Eigentlich erklären schon diese Aussagen eine mögliche Beziehung zwischen den Horizontbögen der Himmelsscheibe und den davor befindlichen Sternensymbolen.
Um die Bewegungsabläufe zu verdeutlichen erinnern wir uns, dass die Tierkreissterne ausgesucht wurden, um den Lauf der Sonne anzuzeigen. Demzufolge geht nach der Wintersonnenwende etwa die Hälfte der Tierkreissternbilder allmählich immer nördlicher auf und unter. Aufgrund dieser am Südpunkt gespiegelten Auf- und Untergangsorte erreicht die erste Gruppe im Laufe eines halben Jahres immer höhere Umlaufbahnen. Zuerst verlaufen diese unterhalb des Himmelsäquators und danach oberhalb.
In der zweiten Jahreshälfte begleiten die anderen Tierkreisbilder unser Tagesgestirn wieder auf dem Weg in Richtung Süden. Also folgt die zweite Gruppe, ab der Sommersonnenwende, der südlichen Abwärtsbewegung der Sonne.
Die Umlaufbahnen vieler verschiedener Sterne spiegeln den scheinbaren Jahreslauf der Sonne, vom niedrigsten zum höchsten Tagbogen und zurück.
Auch die Extremstellungen des Tierkreises sind auf der Himmelsscheibe von Nebra dargestellt
Stellen wir uns gedanklich in die Mitte der Bronzescheibe, so scheint ihr Rand den Horizontkreis am Standort des Beobachters zu symbolisieren. Die sechs in der Zeichnung orange markierten Sterne könnten ungefähr die Enden der Extremstellungen des Tierkreises anzeigen.
Im Laufe einer Nacht stehen immer nur sechs Tierkreissternbilder gleichzeitig am Firmament. Ständig erhebt sich am östlichen Horizont ein neues, während im Westen ein anderes untergeht. Dabei verschieben sich die Positionen der Tierkreissternbilder am Horizont permanent um den Südpunkt, womit auch die Höhe der Umlaufbahn zusammenhängt. Das bedeutet, dass der Zodiakus des Nachts als eine in langsamen Wellen verlaufende Erscheinung wahrgenommen wird.
Und zwar setzt sich die Abfolge der östlichen Schrägstellung, südlichen Hochstellung, westlichen Schrägstellung und südlichen Flachstellung der Ekliptik permanent fort.
Vom Sonnenauf- bis Sonnenuntergang vollzieht der Tierkreis an den Jahreseckdaten jeweils drei Extremstellungen
Beispielsweise geht die Sonne in Mitteldeutschland zur Wintersonnenwende im Südosten auf. In dem Moment verläuft die Ekliptik, die imaginäre Mittellinie des Tierkreises, von Südost nach Nordwest. Es handelt sich um die westliche Schrägstellung.
Um die Mittagszeit erreicht unser Tagesgestirn seine niedrigste und zentrale Stellung zwischen dem Ost- und Westpunkt, die Flachstellung.
Und abends, wenn die Sonne im Südwesten untergeht, erstreckt sich der Tierkreis von Südwest nach Nordosten; östliche Schrägstellung.
Jedoch werden die sonnennahen Sterne in der Morgen- oder Abenddämmerung noch überstrahlt. Das bedeutet, dass man den genauen Standort der Sonne im Zodiakus nicht anhand der Sterne in ihrem Umfeld bestimmen kann.
Dafür leuchten die Tierkreissterne am entgegengesetzten Ende der Ekliptik, an der dunkleren Seite des Horizontes. Kennt man die Reihenfolge der Tierkreisbilder, dann braucht man von dort aus nur sechs Sternbilder weiter zu zählen und man weiß wo sich die Sonne in etwa befindet.
Dementsprechend lässt sich jederzeit von einem Ende des Zodiakus, durch entgegengesetzte Spiegelung am Meridian, das andere Ende bestimmen. Oder anders ausgedrückt, man verlängert die Blickrichtung vom Standort zu einem auf- oder untergehenden Tierkreisbild nach rückwärts. Kennt man zudem noch weitere angrenzende Konstellationen, ist es auch leicht herauszufinden wann und wo diese ungefähr erscheinen werden.
Das komplizierte Wissen um die Beziehungen der Sterne wird früher regelmäßige Beobachtungen über einige Jahre hinweg und durch alle Jahreszeiten erfordert haben. Oder es setzte mindestens eine ausführliche mündliche Überlieferung zur Definition und Abfolge der wichtigsten Konstellationen voraus. Daher wird auch schon ein Astronom der Aujetitzer Kulturgruppe einfache Aufzeichnungen oder Symbole erstellt haben, um die Himmelsmechanik zu verstehen. Schließlich werden alle auf- und untergehenden Sternbilder erst nacheinander im Laufe eines Jahres sichtbar. Ohne Hilfsmittel hatte er im Herbst vielleicht schon nicht in mehr Erinnerung wie die Frühlings-Konstellationen aussahen.
Der Rhythmus des Zodiakus beträgt 23 Stunden und 56 Minuten
Tatsächlich braucht ein Fixstern nur 23 Stunden 56 Minuten und 4 Sekunden um scheinbar den Südpunkt erneut zu passieren. Das liegt daran, dass sich die Erde in dieser Zeit einmal um die eigene Achse dreht.
Hinzukommt, dass unser Planet die Sonne in rund 365 Tagen umrundet. Pro Tag sind das 1/360 des Umlaufes oder circa 1 Grad oder etwa 4 Minuten. Also muss sie sich täglich zusätzlich noch ein Stückchen weiterdrehen.
Von einem Standort auf der Erde kommt es uns vor, als ob die Sonne täglich um 4 Minuten Sternzeit oder um 1 Grad rückwärts, von Westen nach Osten, durch den Tierkreis wandert. Oder besser, sie bleibt gegenüber den Fixsternen täglich um den doppelten Durchmesser der Sonnescheibe in östlicher Richtung zurück.
4 Minuten x 360 Grad = 1440 Minuten ÷ 60 Minuten = 24 Stunden.
Ein Sterntag ist folglich 4 Minuten kürzer als ein Sonnentag. Und in dieser Zeit pendelt auch die Ekliptik zwischen den vier Extremstellungen auf und ab und hin und her.
Weil die geneigte Erde die Sonne umrundet, verlagern sich die Sonnenaufgangsorte, also auch Ekliptik und Tierkreis, räumlich und zeitlich.
Wäre die Erdachse nicht geneigt, dann gäbe es keine räumliche Verschiebung des Tierkreises und keine unterschiedlichen Jahreszeiten.
Demnach geht der nahezu tägliche variierende Sonnenstand am Horizontkreis nicht nur mit einer räumlichen, sondern auch mit einer zeitlichen Komponente einher.
Im Laufe eines Jahres kann man täglich einen Teil der rhythmischen Bewegung des Tierkreises beobachten, der sich nach 23 Stunden und 56 Minuten wiederholt. Aber nur viermal im Jahr ereignen sich die Extremstellungen des Tierkreises exakt bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Denn zu Beginn der vier Jahreszeiten hat der komplette Sternenhimmel scheinbar eine Viertelumdrehung vollzogen. Dies entspricht einem Viertel der Erdbahn um die Sonne.
Der Tierkreis erreicht an den vier Jahreseckdaten genau beim Auf- und Untergang der Sonne seine Extremstellungen – Diese Situation scheinen die Sterne vor den Horizontbögen zu symbolisieren
Betrachten wir nun die ungefähren Zeiteinheiten zwischen den Extremstellungen des Tierkreises ab Sonnenuntergang für Mitteldeutschland.
* Wintersolstitium: Tagsüber erreicht die Sonne während der Flachstellung des Tierkreises ihre niedrigste Umlaufhöhe. Sonnenuntergang in Südwest.
Östliche Schrägstellung – 8 Std. – Hochstellung – 8 Std. – Westliche Schrägstellung.
Die Nacht dauert rund 16 Std.
* Frühlingsäquinoktium: Sonnenuntergang im Westpunkt.
Hochstellung – 8 Std. – Westliche Schrägstellung – 4 Std. – Flachstellung.
Die Nacht dauert rund 12 Std.
* Sommersolstitium: Sonnenuntergang in Nordwest.
Westliche Schrägstellung – 4 Std. – Flachstellung – 4 Std.- Östliche Schrägstellung.
Die Nacht dauert rund 8 Std.
* Herbstäquinoktium: Sonnenuntergang im Westpunkt.
Flachstellung – 4 Std. – Östliche Schrägstellung – 8 Std. – Hochstellung.
Die Nacht dauert rund 12 Std.
Zwischen den vier Jahreseckpunkten beträgt der Längenabstand an der Ekliptik je 90°. Daher benötigt die Sonne durchschnittlich einen Monat pro Sternbild.
Auch im tropischen und im siderischen Tierkreis werden den zwölf Tierkreiszeichen gleichlange Bogenabschnitte von jeweils 30° zugeordnet. Der tropische Zodiakus der westlichen Astrologie beginnt im Frühlingspunkt und berücksichtig somit alle vier Ekliptikpunkte. Hingegen liegt der Anfang des siderischen Tierkreises der indischen Astrologie im Sternbild Widder.
Jedoch in Wahrheit haben alle Tierkreissternbilder eine unterschiedliche Längenausdehnung. Das liegt vor allem daran, weil die Gruppierungen um die hellsten Sterne erfolgten und es dunkle Abschnitte gibt. Außerdem sollten wohl immer sechs Tierkreisbilder gleichzeitig über dem Horizont stehen. So sind beispielsweise Krebs und Waage mit einem Kreisbogenabschnitt von 20,1° und 23° besonders kurz. Daher benötigt die Sonne für die Passage nur 22 bzw. 23 Tage. Dafür sind die Fische, Stier und Jungfrau besonders lang und die Verweildauer der Sonne beträgt 38 bis 44 Tage.
Jeweils zwei Sternensymbole der Himmelsscheibe kennzeichnen eine Extremstellung des Tierkreises
Sehen wir uns nun exemplarisch wieder die Situation einer Wintersonnenwende an. An jenem Tag lief unser Tagesgestirn in Mitteldeutschland auf seiner niedrigsten Umlaufbahn von Südost nach Südwest. Der Tagbogen begann, als die Ekliptik sich in der westlichen Schrägstellung befand. Mittags stand die Sonne die der Flachstellung und sie verschwand während der östlichen Schrägstellung.
Aber in den Dämmerungszeiten blieben vor allem die sonnennahen Sterne noch eine gewisse Zeit unsichtbar. Je nach Leuchtkraft mussten sie erst ein paar Grad über und die Sonne zusätzlich weit unter dem Horizont stehen. Zudem gibt es im Tierkreis sternenlose und dunkle Bereiche. Aus diesen Gründen konnte die Schrägstellung bei Sonnenuntergang nicht wahrgenommen werden.
Die darauffolgende Extremstellung der Ekliptik ereignete sich in der Frühbronzezeit, bis auf eine Ausnahme, immer nachdem bestimmte helle Zirkumpolarsterne gleichzeitig den Meridian passiert hatten. – Diese übereinanderstehenden Sterne, die zum Nordpol zeigen, sind auch auf der Himmelsscheibe von Nebra dargestellt. Und sie lassen sich eindeutig zuordnen!
Kurze Zeit nach jener Position des Sternenzeigers war SPICA über dem Ostpunkt auf einer Höhe von rund 13 Grad zu sehen. Zeitgleich erlosch HAMAL über dem Westpunkt, obwohl diese Hochstellung tatsächlich erst rund eine Stunde später vollendet war. Aber da existierten an den Enden der Ekliptik wieder keine hellen Tierkreissterne.
Offensichtlich haben SPICA und HAMAL auf der Himmelsscheibe die Funktion die Auf- und Untergangsorte der Sonne an einem Jahreseckdatum zu kennzeichnen.
Jedoch nach genaueren Untersuchungen symbolisieren sie zur Wintersonnenwende weder die Extremstellung bei Sonnenaufgang noch acht Stunden später die andere vom Sonnenuntergang. Stattdessen befanden sie sich in jener Nacht etwa zeitgleich über den Horizontorten der Sonne zum Herbst-Äquinoktium.
Diese Karte erklärt welche Sterne vor den Horizontbögen die scheinbare Bahn der Sonne symbolisieren
Tatsächlich repräsentieren je zwei helle Tierkreissterne recht gut die gegenüberliegenden Horizontorte der Sonne an den vier Jahreseckdaten. Aber die durch sie definierten Segmente der Ekliptik stimmen nicht mit den Extremstellungen überein. Denn wie auf der Sternenkarte zu erkennen ist, stand das jeweils absolute Extrem noch bevor oder war schon vorbei.
Das liegt daran, dass die Abschnitte der Ekliptik zwischen SO und NW, O und W sowie NO und SW durch die extremsten Auf- und Untergangsorte der Sonne eindeutig begrenzt sind. Hingegen befinden sich die Sterne nicht genau an den Enden dieser Abschnitte. Sie stehen in der Regel weiter östlich oder westlich davon sowie zusätzlich nördlich oder südlich der Ekliptik.
Anmerkungen zur Abbildung
In dieser Abbildung habe ich verschiedene Sternenkarten kombiniert. Die Basiskarte zeigt die Tierkreissterne SPICA und HAMAL, die am Tag der Wintersonnenwende nach Sonnenuntergang der Sonne vorausgingen oder folgten. Sie wurden gelb-orange hervorgehoben sowie auch die sechs Sterne, die an den der drei anderen Jahreseckdaten erschienen. Jeweils ein Sternenpaar ist durch eine rote Linie verbunden, welche die Ekliptik darstellt. Diese Sterne symbolisieren die scheinbare Bahn der Sonne und / oder die ungefähren Extremstellungen des Tierkreises.
In der Astronomie bezeichnet der Azimut den Horizontalwinkel zwischen der Schnittstelle des senkrecht zum Horizont stehenden Vertikalkreises, der durch den jeweiligen Stern verläuft, bis zum Meridian. Jener ist ein Großkreis, der die beiden Himmelspole und den Punkt über dem Kopf des Beobachters, den Zenit, durchläuft.
Im Computerprogramm STELLARIUM sind den Kardinalpunkten am Horizontkreis folgende Azimute zugewiesen: Nordpunkt 0°, Ostpunkt 90°, Südpunkt 180° und Westpunkt 270°.
Achtung: In einer heutigen Sternenkarte befindet sich Osten rechts und Westen links! Obwohl ich dies genau weiß, vergesse ich es leider immer wieder mal, da ich viel mit Landkarten arbeite.
Das sind die heutigen Namen zu den goldenen Sternen vor den Horizontbögen der Himmelsscheibe
Zur Zeit der Himmelsscheibe waren die Hoch- und die Flachstellungen des Tierkreises nicht anhand von vier, sondern nur durch drei unterschiedliche Sterne zu erkennen. Da sie alle genau den Ost- und Westpunkt passierten, könnten sie auf der Bronzescheibe nur durch zwei (vielleicht ehemals drei) Sternensymbole mittig vor den Horizontbögen dargestellt worden sein.
Warum auf der Himmelsscheibe Sterne vor den Horizontbögen appliziert wurden
In der ersten Herstellungsphase der Himmelsscheibe waren nur die Symbole für die Sterne, die Sonne und den Mond appliziert worden. Vermutlich wollten die Schöpfer der Himmelsscheibe mit diesen Elementen das Wissen um die, in der Frühbronzezeit unglaubliche Harmonie von Gestirnen festgehalten. Denn Generationen zuvor mussten schon die ersten Bewegungsmuster erkannt haben.
Als erstes waren frühen Astronomen die vier markanten Positionen der Sonnenauf- und Untergangsorte im Laufe eines Jahres bekannt. Verschiedene Kreisgrabenanlagen in Mitteldeutschland oder auch Stonehenge bezeugen dies für das Ende der Jungsteinzeit.
Nun belegt die Himmelsscheibe für die Frühbronzezeit in Mitteldeutschland, dass bekannt war vor welchen Sternen das Tagesgestirn seine Bahnen zog. Zu Beginn beobachtete man vielleicht die (Tierkreis-)Sterne, die möglichst horizontnah über den sechs markanten Sonnenorten auf- oder untergingen. Dann scheint erkannt worden zu sein, dass der Mond und die anderen fünf wandernden Gestirne um diese drei östlichen und drei westlichen Horizontpunkte hin und her pendelten. Schließlich wird man diese Wandelsterne hoch am Nachthimmel in der Nähe jener Sterne wiederentdeckt haben.
Zudem liegt es nahe, dass der Tierkreis in vier Segmente eingeteilt wurde. Denn bekanntermaßen hatte man ein besonderes Augenmerk darauf, wann die Sonne ihre auffälligen Standorte erreichte. Und bei jeder Extremstellung, die zu Beginn einer Jahreszeit eintrat, handelt es sich um einen anderen Abschnitt des Zodiakus.
Jedoch erschienen nicht alle ermittelten Tierkreissterne genau über den extremen Sonnenorten am Horizont. Demgemäß wurden die sechs oder sieben Sternensymbole nicht direkt vor den Enden oder in der Mitte der Horizontbögen angebracht. Hinzukommt, dass die Horizontbögen unterschiedlich lang sind, was vielleicht auf Erhebungen am Horizont zurückzuführen ist. Eine Vermutung, die wir später noch zusammen mit den Horizontbögen untersuchen werden.
Fazit
Nicht alle Sonnenextreme konnten durch auf- oder untergehende Fixsterne erkannt werden. Daher sollten die Sterne vor den Horizontbögen nur die markanten Horizontpositionen der Sonne symbolisieren. Es ging den Schöpfern der Himmelsscheibe darum ihr Wissen über die miteinander verwobenen Bewegungen von Sonne und Tierkreis mittels heller Sterne darzustellen.
Weiterlesen: Fünf Planeten ziehen vor dem Tierkreis ihre Bahnen
- 1Schlosser, Wolfhard (2005). Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen. Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag. S. 44
- 2Schultz, Joachim (1963). Abbildung aus: Rhythmen der Sterne. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum Dornach/Schweiz. Jahreslauf ergänzt.