Nebra liegt an der Bernsteinstraße

Zu und aus dem Film vom 29. März 2014, arte-TV

Die Bernsteinstraße (Regie: Gisela Graichen und Peter Prestel, 2012)

Tränen der Götter” wird der Bernstein genannt. Das fossile Harz war bereits bei Herrschern des Altertums beliebt und wurde angeblich zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer gehandelt.

Doch woher stammte das Harz in den Gräbern der Pharaonen und Könige der Bronzezeit? Ist es denkbar, dass Bernstein von der Ostsee vor über 3.000 Jahren nach Ägypten, Syrien und Griechenland gelangte? Neueste Untersuchungsmethoden offenbaren den chemischen Fingerabdruck des Harzes und damit seine genaue Herkunft. Eine uralte Handelsroute muss die beiden Enden der damals bekannten Welt verbunden haben: vom Nil zu den sturmumtosten Gestaden der Nebelgötter im Norden – Tausende Kilometer entfernt. Aber wie war das logistisch machbar? Welchen Weg wählten die Männer der Pharaonen? Eine neue Grabung zeigt: mitten durch Deutschland.


Aus dem Film:
Schon vor 3500 Jahren verliefen Handelsrouten über das offene Meer. Regelmäßig verkehrten Schiffe zwischen den Küsten des Mittelmeeres und nicht wenige gingen verloren. In der idyllischen Bucht von Uluburun, in der heutigen Türkei, wurde das bislang älteste Überseeschiff der Welt, 3 ½ Tausend Jahre alt, geborgen. Timo Ibsen:“ Interessant sind vor allem die Zahlenverhältnisse, gerade bei den Perlen. Es gibt tausende Perlen aus anderen Materialien, aus Glas, aus Muscheln, aus Elfenbein, … aber es gibt nur 5 Bernsteinperlen. Das zeigt wie wertvoll der Bernstein gewesen sein muss, wie selten er war und wie schwer da heranzukommen war.“

Mykene war ohne Zweifel eine Zwischenstation für das begehrte Harz. Doch auf welchem Weg gelangte der von der Ostsee stammende Bernstein ans Mittelmeer?

Timo Ibsen hat Beweise gesammelt und folgt der Route der bronzezeitlichen Händler über die Adria.Die Pässe über den Brenner, den Gotthard oder über den Julier sind uralte Wege. Das beweisen archäologische Funde entlang der antiken Pfade durch das Hochgebirge.“ Der Brenner leitet seinen Namen vom Wort Brennstein, dem Bernstein, ab. – Archäologen haben in den Alpen sogar bronzezeitliche Festungen entdeckt. Eine davon liegt im schweizerischen Savognin, am Fuße des Julierpasses. Timo Ibsen: „Auch wenn es mehrere Verläufe der Bernsteinstraße gab, hier war sicherlich einer davon, er lief über diesen Platz hier weiter nach Norden, wahrscheinlich, und da gibt es eine neue Grabung in Bayern. Das könnte der nächste Punkt in Richtung Bernsteinland sein.“

Timo Ibsen ist nördlich von München auf dem Weg nach Bernstorf. Wenig weist darauf hin, dass sich bei dem kleinen Ort das bayrische Mykene befinden soll.
Für einen direkten Austausch zwischen Bayern und Mykene spricht auch die frappierende Ähnlichkeit des Bronzegesichtes mit der weltberühmten Goldmaske aus den Königsgräbern von Mykene. – „Schon jetzt deutet Vieles darauf hin, dass Bernstorf einer dieser Schlüsselorte in der Bronzezeit war und eventuell auch einer der Knotenpunkte an der Bernsteinstraße.“

Timo Ibsen ist unterwegs nach Nebra und zum Kyffhäuser Gebirge. Die tief in die Landschaft eingeschnittenen Hohlwege sind wahrscheinlich die letzten Zeugnisse von bronzezeitlichen Handelswegen, die, wie wir heute wissen, quer durch Deutschland führten. In dem kleinen Ort Nebra ist man dem Himmel ganz nah. Denn der Name steht für eine astronomische Sensation: Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra; zeitlich einzuordnen wie Bernstorf und Mykene. Auf dem Mittelberg wurde sie vor 3 ½ Tausend Jahren deponiert. Erstmals wurde ein Abbild des Himmels auf einer Scheibe fixiert. Weltweit gibt es aus dieser Zeit nichts Vergleichbares. Rund um Nebra haben die Archäologen auch massive Goldobjekte gefunden. Wer in der Lage war Himmelsphänomene voraus zu sagen, genoss vor über 3000 Jahren großes Ansehen und damit auch Macht und Einfluss. 
Hatte der Herrscher der Zeit selbst Ägypten besucht und von dort seine Sternenkenntnisse mitgebracht? Hatte er von den Händlern darüber gehört? Die Astronomen Ägyptens verfügten über ausgefeilte Sonnen- und Mondkalender und einen genauen Einblick in den Verlauf der Gestirne.

Nach über 5000 km entlang einer der ältesten Handelswege erreicht Timo Ibsen die Bernsteinküste.

Auf den Bernsteinstraßen kamen die Tränen der Götter in die ganze Welt und die Menschen zueinander. Die Magie eines Steines und seine Strahlkraft haben die Menschen in ihren Bann gezogen. Bernstein war für die frühen Hochkulturen ein Zauberstein. Von den Wüsten Ägyptens bis zum Nebelland des Nordens verband die Bernsteinstraße die Enden der damals bekannten Welt.”


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