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Unglaublich! Der Stern Procyon benötigte exakt 6 Stunden!

Grundsätzlich zeigen alle heutigen Sternenkarten immer nur einen Augenblick der scheinbaren Bewegung des Firmaments, denn alle Fixsterne folgen rastlos ihrem vorgeschriebenen Weg. Zudem kann man astronomische Karten jeweils immer nur für einen Standort erstellen. Dies trifft natürlich auch für die nachfolgenden Sternenkarten zu, die für das Jahr 1950 v. Chr. und eine Position in Mitteldeutschland gültig sind.
Hingegen scheinen auf der Himmelsscheibe von Nebra mehrere Sternenkarten aus unterschiedlichen Jahreszeiten kombiniert worden zu sein. Dafür ist aber der 51. Breitengrad vermutlich für alle interpretierten Gruppierungen zutreffend.

Zwei riesige Sternenkonstellationen aus besonders hellen Sternen

Wintersechseck, Deneb, Vega

Die erste Computerkarte zeigt den Himmelsausschnitt in dem Moment, als das heutzutage sogenannte Wintersechseck gerade die Nordsüdachse, den Meridian überschritten hat. Der Stern PROCYON / Kleiner Hund ist der letzte Stern dieser Konstellation, der den Meridian überquert. Außerdem steht der helle Stern VEGA aus dem Sternbild Leier genau im Nordpunkt. Und ebenfalls am nördlichen Horizont, aber weiter westlich, ist der helle Stern DENEB aus dem Schwan zu erkennen.
Diese beiden Sterne sah man jedoch nur, wenn man sich umdrehte und den Blick nach Norden wandte. Sie bildeten mit dem Sechseck eine, durch den Nordpunkt zeitlich exakt festgelegte, nahezu größtmögliche Nord-Süd-Konstellation.

Großes Dreieck mit Procyon

In der zweiten Karte ist eine große Dreieck-Konstellation aus besonders hellen Sternen, zu sehen. Sie ist noch größer als das Wintersechseck. Diese Gruppierung besteht aus dem Stern ALTAIR / Adler, der nahe dem Ostpunkt steht sowie dem fast im Zenit stehenden ARCTURUS / Bärenhüter und dem niedrig im Südosten leuchtenden ANTARES / Skorpion. Zudem leuchtet gegenüber von ALTAIR der helle Stern PROCYON / Kleiner Hund.
Der eine war soeben aufgegangen und der andere ging bald darauf unter. Durch diese beiden Sterne war für einen sehr kurzen Moment eine größtmögliche Ost-West-Konstellation zu beobachten.

Betrachten wir nun beide Computerkarten nacheinander sehen wir PROCYON zuerst neben dem Meridian, wo er soeben seine höchste Position über dem Südpunkt passiert hat. Und danach erreicht er gerade seinen Untergangsort am westlichen Horizont.
Für diesen Bogenlauf braucht PROCYON auf die Minute genau 6 Stunden.

Die folgende Zeichnung zeigt die Anordnung der Sterne auf der Himmelsscheibe. Die Ähnlichkeit zu der Sechseck-Konstellation mit VEGA und DENEB sowie die Dreieck-Konstellation mit PROCYON weisen rein optisch große Parallelen auf..
Später werden noch weitere Indizien angeführt, wodurch diese These mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit belegt wird.

Zwischen der Konstellation des Sechsecks und des Dreiecks vergehen exakt 6 Stunden.

Mehr dazu: Zwei große Sternenkonstellationen

Höhenwinkel von der aus Erde vermessen

Höhenwinkel mit TierkreisbandÜber uns, direkt über dem Kopf des Beobachters, befindet sich der Zenit.
Die Höhe des Nordpols über dem Horizont entspricht dem jeweiligen Breitengrad der Erde. (Der Fürst von Leubingen, der vermutliche Schöpfer der Himmelsscheibe, lebte auf dem 51. Breitengrad.)
Der Himmelsäquator steht zum Nordpol im 90°-Winkel.
B
eiderseits des Äquators erstreckt sich bis mindestens 23,5° das breite Band des Tierkreises (gelber Bereich). Einzelne helle Sterne der Tierkreisbilder reichen aber noch darüber hinaus.

Die wichtigsten astronomischen WinkelIn einer Abbildung der Himmelsscheibe von Nebra kennzeichnen wir die, uns inzwischen bekannte Stelle des Nordpols und ziehen von dort eine Verbindungslinie zum Mittelpunkt der goldenen Kreisscheibe. Dann tragen wir 51° vom Nordpol nach rechts ab und zeichnen die Horizontlinie, die Erdoberfläche. Auf der anderen Seite des Himmelspols befindet sich auf 39° der Zenit, der exakt mit einem Ende einer linearen Begrenzung des Horizontbogens zusammenfällt! Daran schließen sich drei 30°-Winkel an, deren Verbindungslinien einen Bezug zur Sichel aufweisen. Dies könnte auch der Grund sein, warum die Sichel so sehr viel größer gefertigt wurde als die Kreisscheibe. Denn vom Mittelpunkt der Kreisscheibe zu den Sichelspitzen sollten eindeutig drei 30°-Winkel zu erschließen sein.

Knicken wir nun die Abbildung der Himmelsscheibe an der Horizontlinie und falten den dunklen unsichtbaren Nachtbogen der Sonne nach hinten weg, erhalten wir ein halbiertes Himmelsgewölbe. Wir blicken sozusagen nach Westen. Nun falten wir die Abbildung noch einmal an der Zenitlinie (die nicht die Mittellinie des Halbkreises ist!) und erhalten einen perfekten 90°-Winkel.

– Man war anscheinend dahintergekommen, dass, wenn man die Linien vom Beobachtungsort zu den 90° Markierungen auf einem Kreisrand einzeichnete, und diese Kreisschnittpunkte verband, 4 gleich große Dreiecke erhielt. Alle Linien dieser Dreiecke waren gleich lang und alle Winkel betrugen 90°, die wiederum in 3x 30° unterteilt wurden.

– Der Viertelkreis mit den 30°- Segmenten erinnert an einen Quadranten, der zur Höhenmessung der Gestirne über dem Horizont genutzt wurde.

The Nebra Sky Disk contains also angles, from the zenith to the horizon, that reminds us of a quadrant.

[1] Abb. Pendelquadrant.

– Betrachten wir die Winkel der Mondwenden dann ist die goldene Kreisscheibe als Symbol für die Erde in einer Draufsicht und für die Höhenwinkel in einer Seitenansicht zu sehen. Somit gibt es zwei Ansichten desselben Symbols und die Erde ist vermutlich als dreidimensionale Kugel erkannt worden, wie wir sie schon bei der Mondfinsternis wahrgenommen haben!

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[1] Abb. Pendelquadrant. Gerstenberg Verlag (2003). Astronomie- Die Geheimnisse des Universums; aus der Reihe: sehen – staunen- wissen.

Mehr dazu: Die Kreisscheibe symbolisiert auch die Erde