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Die Himmelsscheibe symbolisiert auch die Extremstellungen des Tierkreises

Es wurden auf der Himmelsscheibe vermutlich zuerst die Extremstellungen der Sonne anhand heller Sterne des Tierkreises dargestellt.
Es wurden auf der Himmelsscheibe vermutlich zuerst die Extremstellungen der Sonne anhand heller Sterne des Tierkreises dargestellt.

Stellen wir uns gedanklich in die Mitte der Bronzescheibe, so scheint ihr Rand den Horizontkreis am Standort des Beobachters zu symbolisieren. Die sechs in der Zeichnung orange markierten Sterne könnten ungefähr die Enden der Extremstellungen des Tierkreises anzeigen.

Der Zodiakus erreicht:
* eine Hochstellung, vom Ostpunkt bis zum Westpunkt
* eine westliche Extremstellung von Südost nach Nordwest
* eine Flachstellung, wiederum vom Ostpunkt zum Westpunkt
* eine östliche Extremstellung von Südwest nach Nordost

Er wird aus zwölf Sternbildern gebildet. Je sechs Tierkreissternbilder erreichen im Laufe eines halben Jahres nacheinander immer höhere Umlaufbahnen. Danach folgen die sechs anderen auf immer niedrigeren Bahnen. Diese veränderlichen Höhen spiegeln den scheinbaren Jahreslauf der Sonne, vom  niedrigsten zum höchsten Tagesbogen und zurück.

Da die Erde die Sonne in 24 Stunden umrundet, ereignen sich in diesem Zeitraum auch alle vier Extremstellungen des Tierkreises. Aber im Laufe einer Nacht sind immer nur sechs Tierkreissternbilder gleichzeitig am Firmament sichtbar. Ständig erhebt sich am östlichen Horizont ein neues, während im Westen ein anderes untergeht. Das bedeutet, dass der Zodiakus als eine in Wellen verlaufende Erscheinung wahrgenommen wird. Die Positionen der Tierkreissternbilder verschieben sich permanent, was besonders am Horizont auffällt. Nach jeweils 6 Stunden passiert der Tierkreis, nur für einen kurzen Augenblick, seine nächste Extremstellung.

Aber die Sterne in Horizontnähe sind nur sichtbar, wenn die Sonne unter dem Horizont in einer ausreichenden Tiefe steht. Daher können Tierkreissterne erst eine Weile nach dem Sonnenuntergang auf die nächste Extremstellung der Ekliptik hinweisen.

Beispielsweise erreichte in der Nacht nach Wintersonnenwende zuerst SPICA den Ostpunkt auf einer Höhe von rund 13 Grad. Zeitgleich erlosch HAMAL im Dunst der Erdatmosphäre über dem Westpunkt. Da in deren Nähe keine anderen hellen Tierkreissterne entlang der Ekliptik existieren, konnte die eigentliche Hochstellung nicht wahrgenommen werden. Sie erfolgte rund eine Stunde später.

Die Sonnenauf- und Untergangsorte der vier Jahreseckpunkte werden durch diese Sternensymbole markiert

Alle vier Extremstellungen des Tierkreises erfolgen in 24 Stunden

Sehen wir uns nun exemplarisch die Situation zur Wintersonnenwende an. An jenem Tag lief die Sonne auf ihrer niedrigsten Umlaufbahn von Südost nach Südwest. Ihr Tagesbogen begann, als die Ekliptik die westliche Schrägstellung erreichte. Mittags trat die Flachstellung und abends östliche Schrägstellung ein. Es war der kürzeste Tag des Jahres.

Aber die Sterne blieben in den Dämmerungszeiten immer eine gewisse Zeit unsichtbar, da das Sonnenlicht sie überstrahlte. Je nach ihrer Leuchtkraft mussten sie ein paar Grad über und zusätzlich die Sonne weit unter dem Horizont stehen. Aus diesen Gründen konnte nach Sonnenuntergang erst die folgende Extremstellung der Ekliptik anhand von zwei Sternen erkannt werden.
In der Frühbronzezeit erfolgte dies, bis auf eine Ausnahme, nachdem bestimmte helle Zirkumpolarsterne den Meridian passiert hatten. – Diese nördlichen Sterne sind auch auf der Himmelsscheibe von Nebra dargestellt.

Tierkreissterne können oft die Extremstellungen des Tierkreises und der Sonne markieren, aber nur sehr selten die Ekliptik

Jedoch zeigt die folgende Karte, dass die durch je zwei Sterne symbolisierten Ekliptikverläufe nicht mit den Extremstellungen völlig übereinstimmten. Das absolute Extrem stand noch bevor oder war schon vorbei. Denn die Teilstrecken der Ekliptik zwischen SO und NW, NO und SW sowie O und W sind durch die extremen Horizontorte der Sonne eindeutig begrenzt.

Aber die Sterne befinden sich nicht genau an den Enden dieser Teilstrecken. Sie stehen in der Regel weiter östlich oder westlich davon sowie zusätzlich nördlich oder südlich der Ekliptik.
Aber damals zählte wohl nur die visuelle Erscheinung, welche Sterne möglichst genau die markanten Horizontpositionen der Sonne markierten. Dass dies zeitlich nicht mit der nächsten Extremstellung zusammenfiel war offensichtlich unwichtig und konnte ja auch nicht gemessen werden. Es ging den Schöpfern der Himmelsscheibe darum, das Wissen um die Bewegung des Tierkreises darzustellen.

Extremstellungen der Sonne und annähernd die zeitlich nächste Extremstellung des Tierkreises.
Da die Erde die Sonne in 24 Stunden umrundet, ereignen sich in diesem Zeitraum auch alle vier Extremstellungen des Tierkreises. Aber die Sterne in Horizontnähe können erst sichtbar werden, wenn die Sonne schon eine Weile unter dem Horizont verschwunden ist. Daher können die Tierkreissterne nach Sonnenuntergang natürlich nur die nächste Extremstellung der Ekliptik anzeigen. Diese Situation ist auch auf der Himmelscheibe von Nebra dargestellt.

In dieser Abbildung habe ich verschiedene Sternenkarten kombiniert. Die Basiskarte zeigt die Tierkreissterne SPICA und HAMAL, die am Tag der Wintersonnenwende nach Sonnenuntergang der Sonne vorausgingen oder folgten. Sie wurden in der Karte gelb-orange hervorgehoben sowie auch die sechs Sterne, die an den der drei anderen Jahreseckpunkten erschienen. Jeweils ein Sternenpaar ist in der Karte durch eine rote Linie verbunden, die die Ekliptik anzeigt. Diese Sterne symbolisieren die scheinbare Bahn der Sonne und / oder die Extremstellungen des Tierkreises.

Achtung: In einer heutigen Sternenkarte befindet sich Osten rechts und Westen links! Obwohl ich dies genau weiß, vergesse ich es leider immer wieder mal, da ich viel mit Landkarten arbeite.

So heißen die Sterne vor den Horizontbögen der Himmelsscheibe, die nach Sonnenuntergang an den Extremstellungen der Ekliptik erschienen

Die Namen der hellen Tierkreissterne, die auf der Himmelsscheibe abgebildet sind.

Zur Wintersonnenwende ging die Sonne im Südwesten unter und markierte in dem Moment exakt die östliche Schrägstellung der Ekliptik.
Nach rund 8 Stunden verkündeten zwei helle Tierkreissterne das nächste Extrem, die Hochstellung. Es erschienen zeitgleich die Sterne SPICA über dem Ostpunkt sowie HAMAL am Westpunkt.

In der Nacht des Sommersolstitiums wandert die Sonne auf ihrer höchsten Bahn von Nordost nach Nordwest. Aber zum Zeitpunkt ihres Untergangs trat die westliche Schrägstellung ein.
Circa 4 Stunden danach zeigte sich erneut HAMAL, aber diesmal im Ostpunkt. Rund 20 Minuten später erlosch ZUBENELGENUBI beim Westpunkt, kurz vor der Flach- oder Tiefstellung.

Da diese drei Sterne an denselben Visierpunkten zu beobachten waren, scheinen sie auf der Himmelsscheibe nur durch zwei Sternensymbole mittig vor den Horizontbögen dargestellt zu sein.

Zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche verschwand unser Tagesgestirn genau im Westen, zur Hochstellung der Ekliptik.
Nach etwa 8 Stunden erfolgte die westliche Extremstellung. Zuerst wurde der NUNKI im Südosten sichtbar und etwa 3 Minuten später CASTOR auf 310° im Nordwesten.
(POLLUX erschien ebenfalls auf 310°, aber erst um 00:07 Uhr. Dafür war er nur 3° über dem Horizont sichtbar, weshalb sich sein Standort besser anpeilen ließ. Eigentlich waren in der Frühbronzezeit CASTOR und POLLIX dazu geeignet das nordwestliche Ende der Extremstellung zu kennzeichnen.)

Zum Herbst-Äquinoktium als die Sonne wieder am Westpunkt abtauchte, war die Tiefstellung erreicht.
Ungefähr 3 Stunden später symbolisierte DENEB ALGEDI, etwas zu südlich, das südwestliche Ende der östlichen Schrägstellung. REGULUS ging erst rund 1 ½ Stunden später im Nordosten auf. Weitere helle Tierkreissterne waren in dem Zeitraum nicht in NO zu sehen.

Von der östlichen Schrägstellung über die Hochstellung bis zur westlichen Schrägstellung vergehen jeweils rund 8 Stunden. Aber von letzerer Formation bis zur Flachstellung und zurück zur östlichen Schrägstellung dauert es nur je 4 Stunden.

Weiterlesen: Tierkreissterne nicht direkt vor den Enden der Horizontbögen


Die 4 Extremstellungen des Tierkreises

Die scheinbare Bahn der Sonne oder die Ekliptik verläuft in der Mitte des >Tierkreisbandes<. Sie verschiebt sich täglich zur selben Zeit betrachtet um vier Minuten, wodurch man im Laufe eines Sonnenjahres an den vier >Jahreseckpunkten< auch ihre vier Extremstellungen beobachten kann.  

Es wurden auf der Himmelsscheibe vermutlich zuerst die Extremstellungen der Sonne anhand heller Sterne des Tierkreises dargestellt.
Auf der Himmelsscheibe von Nebra wurde vermutlich Extremstellungen der Sonne zuerst die anhand heller Sterne des Tierkreises dargestellt.

Diese Extremstellungen konnten, besser als an der Sonne (weil in vielen klaren Nächten und nicht nur an wenigen Tagen), anhand jeweils eines hellen, ungefähr zeitgleich sichtbaren Sternenpaares aus zwei Tierkreisbildern erkannt werden (hier durch orangene Linien verbunden).  Ein Stern zeigte im Osten den Anfang und ein anderer das westliche Ende der Ekliptik an.

Um 1950 v.Chr. konnte in Mitteldeutschland in den Nächten um die Solstitien, in der Nähe der Visurpunkte der Sonnenauf- und Untergänge am Horizont, entweder die östlich oder westliche Schrägstellung der Ekliptik, durch jeweils ein zeitgleich sichtbares südliches und nördliches Sternenpaar beobachtet werden. In der Frühbronzezeit standen sich am Horizontkreis diagonal gespiegelt gegenüber: Deneb Algedi / Steinbock + Regulus / Löwe sowie Pollux / Zwillinge + Nunki / Schütze.

An den Äquinoktien standen nachts zeitgleich je zwei helle Tierkreissterne nahe der Ekliptik ziemlich genau über den Ost- und Westpunkten. Diese waren nur einen kurzen Moment lang an horizontal gespiegelten Horizontpunkten zu sehen. Damals zeigten folgende Sterne die Hoch- oder Flachstellung der Ekliptik an: Spica / Jungfrau + Hamal /Widder sowie Hamal / Widder + Zubenelgenubi /Waage.

Somit symbolisieren diese Sternenpaare alle Extremstellungen des Tierkreises, die aber auch in anderen Nächten zu sehen waren.

Mehr dazu: Sterne in der Nähe der Ekliptik

 

 

Der Sonnenbogen im Jahreslauf

„In der 3. Herstellungsphase der Himmelsscheibe wurde ein goldener Bogen ergänzt, an dessen Längsseiten kurze Kerbstriche eingeschlagen wurden, die die Sonnenstrahlen symbolisieren könnten. -Nur die Sonne kann sichtbare Strahlen und Wärme hervorbringen.

Betrachten wir diesen Sonnenbogen in Bezug zur ganzen Himmelsscheibe, dann steht der Beobachter wieder in der Mitte der Himmelsscheibe, die diesmal die Erde wäre und um ihn herum ist der Horizontkreis.
Der östliche Horizontbogen entspricht dem Sonnenaufgang, der Sonnenbogen dem Höchststand, die Kontur des fehlenden Horizontbogens dem Sonnenuntergang und der Rand ohne goldene Elemente, der Seite, an der niemals die Sonne zu sehen ist (der Nachtbogen der Sonne).
Denselben vier Randbereichen können wir auch ein ganzes Sonnenjahr mit unterschiedlich hohen Tagesbögen der Sonne zuweisen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Der Jahreslauf der SonneDer Sonnenbogen selbst könnte den Jahreslauf der Sonne, mit den unterschiedlichen Tageslängen und Umlaufhöhen symbolisieren:
In das Goldblech wurden zwei parallel laufende Linien eingeritzt, wodurch drei Bögen entstanden. Vom unteren Rand bis zur ersten Linie könnte der schmale Bogen die niedrigen und kurzen Sonnentagesbögen des Winters zeigen. Der mittlere Bogen würde dann die länger oder kürzer werdenden Tage, bis oder von den Äquinoktien, andeuten und der breiteste Bogen, die langen Sommertagesbögen, die in der Mitte dieses Randviertels zur Sommersonnenwende im Juni ihren absoluten Höhepunkt finden. Die Bögen und Linien werden von innen nach außen nicht nur immer länger, sondern auch immer dicker. – Ordnen wir den elf Löchern über dem Sonnenbogen nun jeweils einen Monat zu, erreicht der Sonnenbogen etwa Mitte Juni seinen Höchststand.

3. Herstellungsphase: Die versteckten Hinweise des Sonnenbogens

Der goldene Sonnenbogen enthält auch einige versteckte Hinweise und Beziehungen. So schneidet die Verbindungslinie zwischen seinen Enden den Meridian in unserem unsichtbaren Nordpol! Dies der 3. unabhängige Hinweis auf den Nordpol !
Zudem zeigt ein lineares Ende des Sonnenbogens wieder auf die Mitte der goldenen Kreisscheibe, während das andere Ende, so vermutet Harald Gränzer, auf den eigenen Mittelpunkt seines Außenkreises weisen könnte. Dieser Kreis und der Schattenradius der Sichel haben exakt den gleichen Durchmesser und die Verbindungslinie zwischen den Mittelpunkten bildet, mit der Geraden des Sonnenbogens, einen rechten Winkel.

Aufgrund dieser Auffälligkeit entwickelte Dr. Burkhard Steinrücken >Die dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra<:
„Die mathematische Analyse der Form und Lage der Bildsymbole auf der Himmelsscheibe lässt auf eine erstaunliche Vielfalt von Symmetrien und geometrischen Prinzipien bei ihrer Gestaltung schließen. Durch Anpassung von Kreisen und Ellipsen nach der Methode der kleinsten Abstandsquadrate an den Scheibenrand, die Segmente und die runden Bildsymbole, erhält man ein Geflecht sich berührender und durchdringender Kreise und Ellipsen. … Die mathematische Struktur dieses Ringsystems legt nahe, die Scheibe als Sinnbild für einen Mechanismus aus rollenden Kreisen zu interpretieren, der die räumlichen und zeitlichen Aspekte des Sonnenjahres und die Sichtbarkeit der Plejaden in den verschiedenen Jahreszeiten auf der geographischen Breite der Fundgegend in einer faszinierenden geometrischen Formensprache korrekt darstellt.  …
Der Mechanismus stellt das Sonnenjahr und seine Teilung in Einheiten gleicher Länge dar.
[1]


[1] Burkhard Steinrücken (2010), Die Dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra. In: Harald Meller: Der Griff nach den Sternen – Internationales Symposium in Halle (Saale) 16. – 21. Februar 2005. Seite 935 – 945.

Mehr dazu: Der Sonnenbogen

Stonehenge: Die Hufeisen und der goldene Sonnenbogen

Die tagesgenaue Wiederkehr im Sonnen- und Mondlauf, mit derselben Erscheinung und an derselben Stelle, wurde in Stonehenge durch zwei Hufeisenformationen feierlich in Szene gesetzt.

Stonehenge Sarsentrilithen mit VisierachsenDie 5 hufeisenförmig angeordneten und unterschiedlich hohen »Trilithentore« stellen, wie die drei geritzten Bögen des goldenen Sonnenbogens auf der Himmelsscheibe von Nebra, den Jahreslauf der Sonne dar: von den niedrigen Tagesbögen im Winter, über die mittleren Bögen um die Äquinoktien, bis zu den hohen Sommerbögen mit der Sommersonnenwende und zurück; oder den Winter, den Frühling, den Sommer, den Herbst, wieder den Winter und dazwischen liegt mitten im Sommer, vom Fersenstein aus in Blickrichtung Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende, der Jahresanfang, der Beginn des neuen Sonnenjahres und des Lunisolarjahres.

Die 19 Blausteine des Hufeisens zeigen die Jahre an, die es dauert bis das Licht des Vollmondes bei seinem Aufgang zur Wintersonnenwende wieder genau auf den Altarstein scheint, 9-9→1. Denn der Mond verändert täglich seine Lichtgestalt und dabei wandert er zugleich von Westen nach Osten durch den Tierkreis, wobei er täglich in der Nähe eines anderen Sterns steht. Daher ist ein Vollmond erst nach 19 Jahren und etwa 2 Stunden wieder tagesgenau in derselben Gestalt neben demselben Stern zu sehen oder an derselben Stelle des Tierkreises. Diesen Mondzyklus nennt man Metonischen Zyklus, da er um 450 v. Chr. von dem Athener Meton errechnet wurde.

Lionel Sims hat auf ein weiteres spektakuläres Ereignis hingewiesen, dass nur vom Fersenstein aus beobachtet werden konnte. Etwa alle 19 Jahre strahlte für jeweils 6 Monate vor und nach der Kleinen Mondwende, also ein ganzes Jahr lang, einmal pro Monat das Licht des untergehenden Mondes durch das obere der beiden Fenster, die sich vom Fersenstein aus gesehen scheinbar im hohe »Trilithentor« öffnen. [1]

Zudem könnten die 19 Steine dieser Formation auch eine Zahlenfolge aus 9 und 10 für die Beobachtung der Mondwenden mit ihren Finsterniserscheinungen enthalten.


[1] Aus dem Film: Stonehenge – Sternenkult der Steinzeit, NDR 2003.

Mehr dazu: Der Jahreslauf der Sonne – Die Hufeisen und der Sonnenbogen

Zusammenfassung der kompletten Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra

Die chronologische Recherche zur Himmelsscheibe von Nebra, so wie ich sie über Jahre erlebt habe, können Sie über die Titelleiste aufrufen oder auch in den Beiträgen lesen.

An dieser Stelle folgt eine Kurzfassung meiner erweiterten Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra aus dem Jahr 2015.

Die weltweit älteste konkrete Abbildung des Sternenhimmels

Foto der Himmelsscheibe von Nebra. Dbachmann, photograph taken when the artefact was on display in Basel, Switzerland in December 2006
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nebra_Scheibe.jpg

Die Himmelsscheibe von Nebra gilt als weltweit älteste konkrete Abbildung des Sternenhimmels und sie ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde aus der Frühbronzezeit. Sie wurde 1999 auf dem Mittelberg bei Wangen / Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden.
„Als ältestes mögliches Datum für die Herstellung der Himmelsscheibe erscheint uns der Beginn des 2. Jahrtausends, die Zeit der Mitteldeutschen Fürstengräber, plausibel. Die maximale Nutzungsdauer hätte etwa 400 Jahre, die minimale etwa Jahre betragen. Unstrittig ist, dass die Himmelsscheibe zusammen mit den Beifunden um 1600 v.Chr. deponiert wurde”(Meller, 20051Meller, Harald (2005). Der geschmiedete Himmel. In: Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag. Und www.lda-lsa.de).

Materialkundliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Himmelsscheibe mehrmals verändert wurde. Daher werden die verschiedenen Elemente fünf Herstellungsphasen zugeordnet.

In einer ersten Herstellungsphase wurden auf der Bronzescheibe 32 Sterne, eine Sichel und eine Kreisscheibe aus dünnem Goldblech eingelegt. Später sind noch drei goldene Bögen ergänzt sowie Löcher am Rand eingeschlagen worden.

Sternenauf- und Untergänge am Horizontkreis

Die Sterne am Rand der Himmelsscheibe scheinen ihre Auf- und Untergangsorte zu kennzeichnen.

Stellen wir uns gedanklich in die Mitte der Himmelsscheibe von Nebra, nehmen wir den Horizont als einen liegenden Kreis um uns herum wahr, an dem alle Gestirne auf- und untergehen. Die zwei goldenen Randbögen der Himmelsscheibe (siehe in der vorherigen Abbildung, Phase 2) werden offiziell als Pendelbereiche der Sonnenauf- und Untergänge gedeutet und ihre Enden bezeichnen die Sonnenwenden. Auch der Tierkreisbilder scheint ähnlich am Horizont zu pendeln. Aber die einzelnen Tierkreissterne umkreisen den Nordpol natürlich, wie alle Fixsterne, immer in Parallelbögen.

Die zeitliche Reihenfolge ihres Erscheinens oder Untergangs kann dazu genutzt werden die Region der Bahnen von Sonne, Mond und Planeten zu beobachten. Zudem verläuft die Ekliptik, als gedachte Linie, etwa mittig vor dem Tierkreishintergrund. Dabei handelt es sich um die immer gleichbleibende wahre Bahn der Erde um die Sonne. Jedoch von der Erde aus gesehen erscheint sie, aufgrund der Neigung der Erdachse, als veränderliche Bahn der Sonne.

Die vier Extremstellungen des Tierkreises und dazwischen die fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten sowie Sonne und Mond

Die 2 Inneren Planeten sind in Horizontnähe und die 3 Äußeren hoch am Himmel zu sehen.

Die in der Zeichnung orange markierten Sterne könnten die Sternenpaare darstellen, die in vielen Nächten etwa die Extremstellungen der Sonne kennzeichneten. Diese Paare erschienen an den Solstitien und Äquinoktien ungefähr zeitgleich an den entsprechenden Stellen über dem Horizont.
Aber sie gehörten natürlich erst zur nächsten Extremstellung der Ekliptik, da die Sterne zuvor noch vom Sonnenlicht überstrahlt wurden.

Jeweils ein Stern aus dem Tierkreis zeigte den Anfang der Ekliptik auf der östlichen Seite an und ein anderer Stern das westliche Ende. Somit könnten SPICA / Jungfrau + Hamal / Widder sowie HAMAL / Widder + ZUBENELGENUBI / Waage ungefähr die Hoch- und Flachstellungen des Tierkreises sowie die Horizontorte der Sonne an den Tag-und-Nacht-Gleichen angezeigt haben. Und DENEB ALGEDI / Steinbock + REGULUS / Löwe sowie CASTOR / Zwillinge + NUNKI / Schütze könnten etwa die östliche und westliche Schrägstellungen des Tierkreises mit den entsprechenden Sonnenpositionen der Sonnenwenden gekennzeichnet haben.

Demnach werden die fünf mittleren goldenen Sterne der Himmelsscheibe, in derselben Abbildung grün markiert, die mit bloßem Auge sichtbaren Planeten darstellen, die entlang der Ekliptik ihre Bahnen ziehen.

Die beiden Inneren Planeten, MERKUR und VENUS, werden durch die zwei goldenen Sterne der Himmelsscheibe östlich der Sonne, in Horizontnähe dargestellt. Die drei Äußeren Planeten, MARS, JUPITER und SATURN sind zwischen SONNE und MOND, näher zum Mittelpunkt der Scheibe und somit weiter vom Horizont entfernt angebracht worden. Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Wandelsternen werden auch die Sonne und der Mond gerechnet.

Zwei große Sternenkonstellationen auf Himmelsscheibe von Nebra in Blickrichtung Süden

Die sechseckige Sternengruppe symbolisiert den Beginn eines Zeitabschnitts

In der Mitte der Himmelsscheibe können wir eine imaginäre Horizontlinie ziehen, von der wir in das südliche Himmelsgewölbe schauen.

Auf der Himmelsscheibe ist aber auch die dritte Dimension, der Bogenlauf einiger Gestirne in die Höhe, erfasst worden.

Auf der Himmelsscheibe von Nebra ist nicht nur eine Horizontansicht dargestellt, sondern es wird auch der Blick in jeweils ene Hälfte des Himmelsgewölbes veranschaulicht.

In dem vertikal halbierten südlichen Himmelsgewölbe fehlt noch die Zuordnung für die hier rot markierten Sterne. Je weiter die Sterne vom Horizont entfernt sind, umso nördlicher stehen sie sogleich schon wieder. Dies ist besonders zu erkennen, wenn die Gestirne am Meridian, dem Großkreis, der die Erde durch den Nord- und Südpol umrundet, ihre höchste Stellung erreichen.

Sind auf der Himmelsscheibe von Nebra, wie diese Sternenkarte zeigt, die Plejaden oder ein Wintersechseck mit einem Planeten in der Mitte zu sehen?
Zeigt die sechseckige Sternenkonstellation die winzigen Plejaden oder das riesige Wintersechseck mit einem Planeten in der Mitte?

Als erstes fallen dem Betrachter sieben eng beieinanderstehende Sterne auf, die nicht nur an die PLEJADEN erinnern, sondern in ihrer Formation auch ziemlich genau der Sternenkonstellation des Wintersechsecks entsprechen. Dabei scheint der Stern in der Mitte des goldenen Sechsecks einen Planeten zu symbolisieren. Dieser ist in der Karte nahe der Ekliptik (rote Linie) zwischen den Tierkreisbildern Zwillinge und Stier zu sehen.
Das Sechseck wird gebildet aus: CAPELLA / Fuhrmann, POLLUX / Zwillinge, ALDEBARAN / Stier, PROCYON / Kleiner Hund, RIGEL / Orion und SIRIUS / Großer Hund.

Hinzu kommt, dass um 1950 v.Chr. in Mitteldeutschland der Stern PPROCYON gerade die Nordsüdachse, den Meridian, überschritten hatte. Zeitgleich stand VEGA / Leier genau im Nordpunkt und etwas weiter westlich, war direkt am Horizont DENEB / Schwan zu erkennen. Sie bildeten mit dem Sechseck eine, durch den Nordpunkt zeitlich exakt festgelegte, Nord-Süd-Konstellation.

Auf einer Computerkarte wirken Sternbilder leicht verzerrt, da ein dreidimensionales Ereignis zweidimensional dargestellt wird.

Genau sechs Stunden nach dem Wintersechseck erscheint eine Dreiecks-Konstellation

Großes Dreieck mit Procyon

Exakt 6 Stunden nachdem der Zirkumpolarstern VEGA niedrig über dem Nordpunkt stand, war Procyon gerade noch über dem westlichen Himmelsrand zu sehen. Und zeitgleich war gegenüber, nahe dem Ostpunkt, ALTAIR / Adler aufgegangen. Dieser Stern, bildete mit dem fast im Zenit stehende ARCTURUS / Bärenhüter oder Bootes sowie dem niedrig im Südosten leuchtenden ANTARES / Skorpion ein recht großes Dreieck. Für nur einen kurzen Moment war somit eine größtmögliche Ost-West-Konstellation zu beobachten.

Die Bahn des PROCYON zeigte (ebenso wie auch der Stern ALTAIR und die PLEJADEN), für den nächtlichen Sternenhimmel der Frühbronzezeit, etwa die Halbierung der Himmelskugel und eine mittlere Zeitgrenze an. Der Großkreis des Himmelsäquators könnte demnach bekannt gewesen zu sein.

Acht Zirkumpolarsterne auf Himmelsscheibe von Nebra in Blickrichtung Norden

Langzeitaufnahme von Zirkumpolarsternen.2Langzeitaufnahme. https://pxhere.com/de/photo/1000648

In Blickrichtung Norden liegt der Nordpunkt sozusagen vor unseren Füßen und darüber umkreisen die Zirkumpolarsterne einen damals sternenlosen Nordpol.

Die acht Zirkumpolarsterne der Himmelsscheibe

Im Bereich der nördlichen Hemisphäre der Himmelsscheibe fehlt noch die Bedeutung für die hier hellblau markierten Sterne.
Da über dem Nordpunkt der Nordpol liegt, ermitteln wir auf dem Fotoposter der Himmelscheibe3Liptak, Juraj. Posterdruck, Druckhaus Schütze GmbH, Halle seine Höhe durch den Mittelpunkt der Kreisbahn des äußersten Zirkumpolarsternes (8) VEGA, die den Meridian nur knapp über dem Horizont quert. Auch durch die anderen sieben Zirkumpolarsterne ziehen wir konzentrische Kreise.

alle Zirkumpolarsterne

In der Computerkarte sehen wir, dass die Lage der Sterne niemals mit den Positionen der Sterne der Himmelsscheibe übereinstimmt. Aber die ermittelten Sterne überschreiten den Meridian jeweils in Paaren zeitlich nahe nacheinander, und zwar die >ungeraden< vor den >geraden< Partnersternen, wie auf der Himmelsscheibe: (1) KOCAB / Kleiner Wagen + (4) POLARIS / Kleiner Wagen, (3) ALKAID / Großer Wagen + (2) η-DRACHE / Drache, (5) ETAMIN / Drache + (6) ALDERAMIN / Kepheus, (7) ALPHEKKA / Nördliche Krone + (8) VEGA / Leier.
Zu den hellsten Zirkumpolarsternen gehören ansonsten nur noch die anderen Sterne des Großen Wagens sowie Arcturus.

Vermessen wir nun die einzelnen Abstände der eingezeichneten Kreislinien und vergleichen sie in ihrem Verhältnis zu den Höhenwinkeln der entsprechenden Sterne im Computerprogramm, stellen wir fest, dass diese Werte ziemlich gut übereinstimmen. Wenn wir VEGA als Horizontstern definieren, folgen auch in der Computerkarte zweimal drei Sterne, die enger beieinander kreisen, etwa zwischen 6 bis 17 Grad und 29 bis 33 Grad, während KOCAB auf etwa 44 Grad den Nordpol umrundet.
Die Höhe des Nordpols über dem Horizont entspricht dem jeweiligen Breitengrad; hier 51 Grad.

Zirkumpolarsterne im Meridian und im Zenit zur Bestimmung des Breitengrades

Folgende Reihenfolge und eventuell Höhenwinkel der Sterne sollte man gekannt haben, wenn man in der Frühbronzezeit vom 51. Breitengrad in den Süden oder Norden reiste: VEGA 2°; ALPHEKKA 6°; ALDERAMIN 11°; ETAMIN 17°; POLARIS 29°; ALKAID 32°; η-DRACHE 33°; KOCAB 44° und den Nordpol auf 51°. Die Höhe des Nordpols über dem Horizont ist identisch mit dem Breitengrad des Beobachters.
Ein Reisender brauchte sich nur die Höhe des jeweils untersten hellen Zirkumpolarsterns für seinen Heimatort zu merken. Schließlich gehörte dieser, wenn er nach Süden reiste, bald darauf nicht mehr zu den Zirkumpolarsternen.
Zudem könnten ALDERAMIN aus der großen DreiecksKonstellation oder ARCTURUS am besten geeignet gewesen sein, um als Zenitsterne die Heimatregion anzuzeigen.

Einer der Sternenzeiger zeigte den wahren Nord an

Nordzeiger

Einige dieser ermittelten Zirkumpolarsterne standen gleichzeitig fast exakt unter dem Nordpol und bildeten Sternenzeiger. Um 1950 v.Chr. waren in Mitteldeutschland zeitgleich (6) ALDERAMIN auf nur 10,8° und (1) KOCAB auf 43,6° in ihren unteren Konjunktionen zu sehen. Mittels dieser Sterne konnte man hervorragend die Nordrichtung bestimmen.
Eine solche zeitgleiche Kulmination wurde in Ägypten vermutlich schon um 2467 v.Chr. beim Bau der Pyramiden zur Bestimmung des Wahren Nordens genutzt. Dafür zog man die kürzeste Verbindungslinie durch zwei Zirkumpolarsterne lotrecht zum Horizont (Spence, 20004www.zeit.de/2000/47/Cheops%27_Kompass/seite-3).

5 Zirkumpolarsterne bilden zusammen mit den 2 Konstellationen eine Sternenuhr

Zwischen den Meridiandurchgängen von zwei weiteren Sternenzeigern aus (8) VEGA + (5) ETAMIN + (2) η-DRACHE sowie (4) POLARIS + (3) ALKAID vergehen jeweils genau sechs Stunden!
Zeitweise ziehen sie wie alle Sterne auch unsichtbar am Tageshimmel und sie sind somit nur in bestimmten Jahreszeiten zu sehen.

1. Karte: Der Stern (8) VEGA stand direkt im Nordpunkt und bildete mit (5) ETAMIN und (2) η-DRACHE einen Sternenzeiger. Gleichzeitig hatte das Sechseck gerade komplett den Meridian überschritten.
Mit HAMAL / Widder und SPICA / Jungfrau in der West- und Oststellung erreichte kurz darauf der Tierkreis seine Hochstellung.
2. Karte: Wenn (4) POLARIS und (3) ALKAID kulminierten, waren PROCYON und ALTAIR gerade etwa 3° über dem Horizont zu erkennen.
Der Stern ALTAIR aus dem Adler gehörte zur Großen Dreiecks-Konstellation, die somit vollständig wurde. SPICA hatte soeben den Meridian passiert.

Logischer Weise sehen wir nach jeweils sechs weiteren Stunden die vorherigen Zeigersterne auf dem Kopf stehend, in umgekehrter Reihenfolge.

3. Karte: (2) η-DRACHE, (5) ETAMIN und (8) VEGA standen in ihren südlichen Kulminationen über dem Nordpol.
ALTAIR erreichte bald den Meridian und das Dreieck war kurz darauf komplett im westlichen Himmelsviertel zu sehen. CAPELLA aus dem Sechseck war gerade aufgegangen, während SPICA noch kurz vor dem Untergang zu erkennen war.
4. Karte: Wenn der Zeiger aus (3) ALKAID und (4) POLARIS gleichzeitig unter dem Nordpol stand, war PROCYON exakt über dem Ostpunkt zu sehen. Diese drei Sterne bildeten einen rechten Winkel.

Übrigens sind die beiden Goldplättchen für POLARIS und das mehrfach belegte Symbol im Ostpunkt größer als die anderen Sterne der Himmelsscheibe von Nebra!

Erkenntnisse anhand der zwei Sternenzeiger aus Zirkumpolarsternen

An dieser Stelle wird deutlich, dass der Himmel insgesamt als dreidimensionales Gewölbe wahrgenommen wurde. Denn jetzt werden die Blickrichtungen Norden und Süden nicht mehr getrennt beobachtet. Die Nord- und Südansichten auf der Himmelsscheibe dienen lediglich dazu die vielen Informationen zu sortieren und verständlich darzustellen. Daher mussten die Konstellationen aus der Sicht eines aufrechtstehenden Betrachters wiedergegeben werden.

Betrachten wir den kompletten Nachthimmel zum Zeitpunkt eines Sternenzeigers über dem Nordpunkt fällt auf, dass wir die 1. und 2. Sternenkarte schon zuvor kennengelernt haben. Damals hatten wir die großen Nord-Süd- und Ost-West-Konstellationen mit dem Sechseck und dem Dreieck entdeckt. Allerdings kannten wir die Zirkumpolarsterne zu der Zeit noch nicht!

Auf der Himmelsscheibe von Nebra ist eine Sternenuhr oder 4x eine Viertel Umdrehung des Sternenhimmels dargestellt

Alle 4 Sternenzeiger Sternenuhr

Der Schöpfer der Himmelsscheibe hatte den Mechanismus einer kompletten Sternenuhr entdeckt. Durch diese harmonische und einmalige Himmelsmechanik ließ sich ein Tag theoretisch in vier gleiche Teile teilen. Aber natürlich überstrahlte das Sonnenlicht je nach Tageslänge zwei oder auch drei Sternenzeiger.

In der längsten Nacht des Jahres, zur Wintersonnenwende, konnten die Sternenzeiger “VEGA im Nordpunkt“ (1. Karte) und “POLARIS unterhalb von ALKAID“ (2. Karte) beobachtet werden. Um die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche sah man nur “POLARIS unterhalb ALKAID“ (2. Karte). Zur Sommersonnenwende war nur den Sternenzeiger “VEGA oberhalb des Nordpols“ (3. Karte) sichtbar. Und während der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche erschienen “ALKAID unterhalb von POLARIS“ (4. Karte) und “VEGA im Nordpunkt“ (1. Karte).

Anhand von Sternenzeigern erkennt man die Tages- und Jahresbewegungen der Fixsterne

Beobachten wir den Nordhimmel in unseren gemäßigten Breiten, in Abständen von etwa einer Stunde, erkennen wir zuerst, dass der Große Wagen und mit ihm alle Gestirne scheinbar einmal pro Tag, entgegen dem Uhrzeigersinn, um den Himmelsnordpol fährt. Für eine Viertelkreisbewegung vergehen genau 6 Stunden.
Verfolgen wir aber die Stellung eines Sternenzeigers immer etwa zur selben Nachtstunde im Laufe eines ganzen Sonnenjahres. In dem Fall nehmen wir auch zwischen den Solstitien und den Äquinoktien immer eine Viertel Drehung wahr.

Mit einer Sternenuhr, die den Nordpol als Zentrum hat, erkennt man also am einfachsten die Tages- und Jahresbewegung des Sternenhimmels. Und sogar schon in der Frühbronzezeit konnten die Astronomen an den Stellungen bestimmter Fixsterne die vier Viertel-Himmelsdrehungen ablesen. Oder könnten sogar schon vier Viertel-Tageslänge von Interesse gewesen sein?

4 Minuten Sternenzeit

Ausnahmslos benötigen alle Fixsterne nur rund 23 Stunden und 56 Minuten bis sie wieder ihren Ausgangspunkt, entweder über dem Süd- oder Nordpunkt, erreichen.
Doch nur bei den Zirkumpolarsternen ist der >tägliche Umschwung< auch komplett zu sehen. Ein Sternenzeiger wandert also täglich um etwa 4 Minuten (Sternenzeit) zu unserer Uhrzeit weiter.

Alle anderen Sterne gehen jeden Tag 4 Minuten später im Osten auf und im Westen unter.

Die Sonne hingegen benötigt aus geozentrischer Sicht circa 4 Minuten länger, bis sie eine Runde zum südlichsten Fixpunkt zurückgelegt hat. Das liegt daran, dass die Erde das Zentralgestirn in einem Jahr umrundet, also täglich rund 1 Grad der Kreisbahn. Deshalb muss sich unser Planet täglich noch ein Stück über die eigene Umdrehung hinaus weiterdrehen.

Die zeitliche Verfrühung der Sterne fällt uns natürlich nicht auf, da wir keine Sternenbahnen vermessen und wir unsere Uhren nach dem Sonnenlauf richten.

Wurde die Himmelsscheibe von Nebra beerdigt, weil die Sterne auf Grund der Präzession ihre Bedeutung verloren haben?

Das ganz Besondere an dieser Uhr aus Sternenkonstellationen war zudem, dass einige der in den 4 Himmelskarten ermittelten Sterne in direkter Horizontnähe standen. Dadurch öffnete sich jeweils ein größtmöglich definiertes >Himmelsfenster<, das in vielen Nächten nur für einen kurzen Moment sichtbar war!

Da sich durch die Präzession in einem gewissen Zeitraum besonders auffällig die Sterne in Pol- und Äquatornähe verschieben, konnte der Schöpfer der Himmelsscheibe der Nachwelt einen ziemlich exakten Zeitpunkt hinterlassen, wann die Scheibe hergestellt wurde. Von 1950 bis 1600 v.Chr. hatten sich die vier definierten >Himmelsfenster< der Sternenuhr und vor allem auch ein Teil der Tierkreissterne verschoben. Diese Veränderung begrenzt die zeitliche Nutzungsdauer der Himmelsscheibe, die am Anfang dieses Artikels erwähnt wurde. Ebenso wurde der Nordzeiger in seiner Verwendung ungeeigneter.

Somit könnten zum Zeitpunkt der Beerdigung der Himmelsscheibe von Nebra die zeitlichen Erscheinungen und Beziehungen der Sterne nicht mehr zutreffend gewesen sein. Das astronomische Bildprogramm war ungültig, es hatte seine Bedeutung verloren.

Der helle Zirkumpolarstern VEGA stand damals direkt im Nordpunkt auf nur etwa 0,03° Altitude. Deshalb könnte er besonders schnell von einem Zirkumpolarstern zu einem unterläufigen Stern geworden sein. Gleichfalls ist es möglich, dass die Präzessionsbewegung auch bei ALTAIR und PROCYON aufgefallen war. Denn in dem Fall könnten sich ihre heliakischen Auf- und Untergänge zeitlich um einen Tag verschoben haben.

So würden die Sterne der Himmelsscheibe von Nebra vermutlich heutzutage heißen

Himmelsscheibe offenbart Himmelsmechanik

Nun haben wir den goldenen Sternensymbolen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die entsprechenden Sterne zuordnen können. Schließlich waren die zwei großen Konstellationen sogar zusammen mit Sternenzeiger zu sehen, also mindestens 6 bis 10 Sterne gleichzeitig.
Und auch den sternenlosen und daher unsichtbaren Nordpol haben wir definieren können. Dies ist besonders wichtig, da dieser nachfolgend noch zweimal durch andere Ergebnisse eindeutig bestätigt wird!
Zudem komplettieren bisher die Tierkreissterne, die Planeten sowie verschiedene Aspekte der Sonne und des Mondes unsere Erkenntnisse um die Himmelsmechanik! …

Zwei zentrale Goldelemente der Himmelsscheibe von Nebra zeigen Eigenschaften von Sonne und Mond

Der Innen- und Außenradius der Sichel.

Die beiden großen Goldelemente der Himmelsscheibe zeigen widersprüchliche Aussagen, die vermutlich beabsichtigt sind, um mit nur zwei Symbolen alle sichtbaren Erscheinungsformen von Sonne und Mond aufzuzeigen.

Sonne oder Vollmond

Gott erschafft die Sonne und den Mond“ (Mark5https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/?ref=openverse)

Zu den zwei großen und zentralen Symbolen der Himmelsscheibe von Nebra gibt es verschiedene Hypothesen, die einige charakteristische Merkmale der beiden wichtigsten Gestirne, Sonne und Mond, zutreffend beschreiben.

Unter anderem spricht für die Sonne, dass die Kreisscheibe am Rand eine Strichelung aufweist, die wie eine Korona anmutet (Wunderlich, 20046Wunderlich, Christian-Heinrich (2004). Vom Bronzebarren zum Exponat – Technische Anmerkungen zu den Funden von Nebra. Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag. S. 40).

Widerspruch: Die visuelle Größe der Mond- und Sonnenscheibe ist von der Erde aus gesehen nahezu identisch. Jedoch wurde die goldene Sichel ungefähr 25% größer als die Kreisscheibe dargestellt.

Zunehmende Mondsichel

Vergleich zweier Mondphasen anhand deren Innen- und Außenradien.
Vergleich zweier Mondphasen anhand deren Innen- und Außenradien7Cidadao, Antonio. Fotos von Mondphasen. wiki.astro.com/astrowiki/de/Datei:Mondphasen.jpg

Der Innenradius des Sichelsymbols passt zu der manchmal sichtbaren unbeleuchteten Seite einer 4,5 Tage alten Mondsichel, die in ihrer Größe dem vertrauten Vollmond entspricht und kurz nach Sonnenuntergang im Westen zu sehen ist. Schon bei einer sechs Tage alten Sichel ist der Radius viel größer und elliptisch.

Widerspruch: Durch den Mond (= Sichel + unbeleuchteter Teil) würden die dahinter befindlichen Sterne verdeckt. Auf der Himmelsscheibe dürften innerhalb des blauen Kreises keine goldenen Sterne dargestellt sein.

Mondfinsternis

der große Schattenradius der Erde
Mondfinsternis8Birkner, Alexander. Foto einer Mondfinsternis. www.kernschatten.info/home.htm

Da auf der Himmelsscheibe die Sichel größer dargestellt ist als die Kreisscheibe, könnte sie auf das besondere und seltene Ereignis eines sich verfinsternden Vollmondes hinweisen.
Eine Mondfinsternis findet immer bei Vollmond statt, wenn der Mond gerade im Osten aufgeht und die Sonne im Westen untergeht oder andersherum. Die Sonne steht also genau gegenüber vom Mond und die Erde steht (wir stehen) dazwischen. Also muss sich etwas vor das Sonnenlicht schieben, damit der Mond die Sonnenstrahlung nicht mehr reflektieren kann. Der aufziehende Mondschatten kann somit nur der Schatten der Erde sein, weil diese (mit dem Beobachter) mittig zwischen Sonne und Mond steht und diese ist dann rund!

Widerspruch: Auf der Fotomontage mit der Mondfinsternis sieht man im direkten Vergleich, wie riesig der Erdschatten ist, und dass dieser nicht zum Innenradius der goldenen Sichel passt.

Sonnenfinsternis

Die goldene Sichel hat vor allem auch Eigenschaften, die auf eine totale Sonnenfinsternis hinweisen.
Vollendet man den Außenradius der Sichel, ist dies die komplette Kreisform des Gestirns, egal ob Mond oder Sonne. Damit sind in jedem Fall die fünf dahinter befindlichen Sterne verdeckt!

Der Zeitpunkt, wann in der Bronzezeit eine partielle oder totale Finsternis eintrat, lässt sich aufgrund der ungleichmäßigen und unberechenbaren Erdrotation nicht genau bestimmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fürst von Leubingen, der um 1942 v.Chr. beigesetzt wurde, auch eine zentrale Sonnenfinsternis gesehen haben könnte, ist aber durchaus gegeben.

Toltale Sonnenfinsternis mit sichtbaren gewordenen Planeten
Sonnenfinsternis vom 31. August 1932. Foto: Robert Henseling.

„Das Foto zeigt die totale Sonnenfinsternis vom 31. August 1932 sowie die Planeten Jupiter, Merkur, Venus und Mars (von links nach rechts) am verdunkelten Taghimmel“ (Henseling, um 19329Henseling, Robert (um 1932). Kosmische Heimat. Verlag der Eiserne Hammer.).
Wie auf der Himmelsscheibe sind bei einer Sonnenfinsternis Gestirne sichtbar, die eigentlich unsichtbar sind!! Dieser Widerspruch hebt sich nur bei einer Sonnenfinsternis auf!

Widerspruch: Bei einer Sonnenfinsternis ist die verdunkelnde Mondscheibe etwa so groß wie die Sonne, da aber der Innenradius der goldenen Sichel viel größer ist, kann es sich doch nicht um eine Sonnenfinsternis handeln.

Die beiden Randbögen der Himmelsscheibe von Nebra symbolisieren die Auf- und Untergangsbereiche von Sonne und Mond

Pendelbereiche der Sonne am Horizontkreis

Prof. Wolfhard Schlosser hat erkannt, dass die randlichen Objekte der Himmelsscheibe von Nebra die Pendelbereiche der Sonne darstellen.

„Die beiden randlichen Objekte der Himmelsscheibe von Nebra, von denen nur eines erhalten ist, deuten wir als sogenannte Horizontbögen, sie zeigen die Pendelbereiche der Sonne. … Aus den 29 Randlöchern und unkorrodiert erscheinenden Randpartien wurde der Scheibenmittelpunkt M abgeleitet. … Der Winkel von M nach C und D ist etwa 5 – 6 Grad kleiner als nach A und B; er entspricht dem optisch wahrgenommenen Unterschied der Sonnenauf- und Untergänge. Aus astronomischer Sicht würde das bedeuten, dass auf der Scheibe Norden oben und Süden unten ist. Aus dem Winkel der Horizontbögen von 81 – 82 Grad ergibt sich eine geografische Breite für den optimalen Nutzungsort der Himmelsscheibe. Sie verläuft etwa durch Magdeburg (52. Breitengrad), liegt also leicht nördlich vom Fundort“ (Schlosser, 200510Schlosser, Wolfhard. Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen. Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag.).
Durch die Horizontbögen lassen sich laut W. Schlosser exakte Himmelsrichtungen festlegen. Aber diese vertauschen unsere bisher ermittelt Richtungen, Norden mit Süden und Osten mit Westen.

Für die unterschiedlichen Zuordnungen der Himmelsrichtungen gibt es nur eine sinnvolle Erklärung:

Die Goldbögen symbolisieren die Bewegungen Sonne am Tage. In der Nacht hingegen, auf der anderen Seite der Erdkugel, herrschen die Sterne. Und der Mond ist ein Wandler der beide Bereiche miteinander verbindet und komplett passieren kann.

Pendelbereiche des Mondes am Horizontkreis

2. Phase Mondwenden

Harald Gränzer11Gränzer, Harald. Das goldene Tor der Ekliptik. www.analogika.info/nebra/interpret.html hat festgestellt, dass „die beiden Horizontbögen jeweils an ihren beiden Enden durch deutlich lineare Abschlüsse begrenzt werden. Diese Begrenzungen weisen alle deutlich in eine einzige Richtung. Die einzige Ausnahme bildet der nördliche Abschluss des östlichen Bogens, der in drei linearen Begrenzungen abschließt.“

Norbert Gasch12Norbert Gasch, Eine vollständige Interpretation. www.astronomie.de/bibliothek/artikel-und-beitraege/himmelsscheibe-von-nebra/eine-astronomische-interpretation/ schreibt: „Jetzt zeigt sich, dass sich diese Randbögen auch anders interpretieren lassen, und zwar als Mondwenden. … Geht man indessen davon aus, dass die auffällige runde Markierung, allgemein als Sonne verstanden, das Zentrum der Betrachtung darstellt, wodurch man sich durch die Führung der oberen und unteren radialen Kanten der beiden Bögen auch veranlasst sehen kann, so ergeben sich zwei Winkel, die 109 und 66 Grad weit sind. Die mathematische Berechnung führt im Mittel zu einer geographischen Breite von 53,5 Grad, die refraktions- und parallaxenbereinigt etwa 52,6 Grad Nord ergibt.“

Anmerkungen: Mathematische Berechnungen der geographischen Breite können nur ein ungefähres Ergebnis liefern, da die Höhe des Horizontrandes mit eingerechnet werden muss. Allerdings wissen wir bisher nicht, wo die Himmelsscheibe von Nebra tatsächlich gefertigt wurde.
Und die von Norbert Gasch berechneten Winkel der Mondwenden kann man nur von der Erde aus. Doch er ermittelt sie vom Zentrum der Kreisscheibe, die allgemein als Sonne interpretiert wird.

Unterschiedliche Indizien sprechen dafür, dass man sich die goldene Kreisscheibe auch als Erde vorzustellen muss.

Vom Mittelpunkt der Kreisscheibe lassen sich drei 30 Gradwinkel, der Zenit und der Nordpol auf 51 Grad ermitteln

Die wichtigsten astronomischen Winkel

In einer Abbildung der Himmelsscheibe von Nebra kennzeichnen wir wieder die uns inzwischen bekannte Stelle des Nordpols und ziehen von dort eine Verbindungslinie zum Mittelpunkt der Kreisscheibe. Von diesem Mittelpunkt ausgehend tragen wir 51° vom Nordpol nach rechts ab und zeichnen die Horizontlinie. Und von der anderen Seite des Himmelspols ermitteln wir 39° entfernt den Zenit. Durch ihn erstreckt sich eine Verbindungslinie vom Mittelpunkt der goldenen Scheibe exakt bis zu einem Ende einer linearen Begrenzung des Horizontbogens! Daran schließen sich drei 30°-Winkel an, die ebenfalls durch Verbindungslinien zu den Spitzen der Sichel oder deren Mittelpunkt begrenzt sind.

Der Viertelkreis mit den 30°-Segmenten erinnert an einen Quadranten, der zur Höhenmessung der Gestirne über dem Horizont genutzt wurde. Denn, knicken wir eine Abbildung der Himmelsscheibe an der Horizontlinie und falten den >dunklen Nachtbogen der Sonne< nach hinten weg, so erhalten wir einen Querschnitt durch das Himmelsgewölbe. Wir blicken sozusagen nach Westen. Danach falten wir die Abbildung noch an der Linie, die durch den Zenit führt . Dadurch wird der Halbkreis jedoch nicht mittig geteilt. Aber dafür erhalten wir abschließend ein nahezu perfektes 90°-Kreissegment, das in drei 30°-Winkel unterteilt ist.

Vielleicht wurde die goldene Sichel größer als die Kreisscheibe dargestellt, um den Nordpol, den Zenit und die Höhenmessung der Gestirne darzustellen.

Fazit: Die goldene Kreisscheibe im Zentrum der Himmelsscheibe symbolisiert neben der Ansicht von Sonne und Mond auch eine Aufsicht auf die Erde. Demzufolge wurde vom Standort im Zentrum des Horizontkreises die Höhe des Nordpols auf 51° ermittelt; also vom 51. Breitengrad aus! Die Höhe des Nordpols über dem Horizont ist identisch mit der geographischen Breite am Standort des Beobachters. Außerdem waren die Winkelabstände 90° beziehungsweise 3x 30°, jeweils vom Horizont in Richtung Zenit, von Interesse.

Der gefiederte Goldbogen der Himmelsscheibe von Nebra scheint den Jahreslauf der Sonne darzustellen

3. Phase Sonnenbogen

Der nachträglich ergänzte Goldbogen könnte für den Jahreslauf der Sonne, mit den unterschiedlichen Tageslängen und Umlaufhöhen stehen: Die eingeschlagen kurzen Kerbstriche an den Längsseiten könnten Sonnenstrahlen andeuten. Und durch die zwei ins Goldblech eingeritzten parallellaufenden Linien entstehen drei Bögen, die von innen nach außen immer länger und dicker werden. Der Bogen vom unteren Rand bis zur ersten Linie könnte die niedrigen und kurzen Sonnentagesbögen des Winters, der mittlere Bogen die länger oder kürzer werdenden Tage bis oder von den Äquinoktien und der breiteste Bogen die langen Sommertagesbögen symbolisieren!

Der Jahreslauf der Sonne

Um die auffällig schiefe und asymmetrische Stellung des goldenen Sonnenbogens zu untersuchen, stellen wir uns wieder in die Mitte der Himmelsscheibe und um uns herum ist der Horizontkreis. Der östliche Horizontbogen entspricht dem täglichen Sonnenaufgang, der Sonnenbogen dem Höchststand, die Kontur des fehlenden Horizontbogens dem Sonnenuntergang und der Rand ohne goldene Elemente, der Seite, an der niemals die Sonne zu sehen ist (der Nachtbogen der Sonne).

Wenn wir denselben vier Randbereichen die Jahreszeiten zuweisen erreicht der Sonnenbogen in der Mitte des Lochabschnittes >Sommer< seinen Höchststand. Ordnen wir diesen elf Löchern nun jeweils einen Monat zu, stellen wir fest, dass die Schiefstellung des Sonnenbogens in Bezug zur Lebensenergie auf der Erde gesehen werden könnte. Denn je mehr sich der Bogen dem Rand nähert, umso größer ist die Helligkeit und vor allem die Wärme oder Intensität der Sonne, in Bezug zu den entsprechenden Monatslöchern.

Weitere versteckte Hinweise und Beziehungen des Sonnenbogens

3. Herstellungsphase: Die versteckten Hinweise des Sonnenbogens

Die Verbindungslinie zwischen den Enden des kreisförmigen Goldbogens schneidet den Meridian in unserem unsichtbaren Nordpol!

Dies ist der 3. unabhängige Hinweis auf den Nordpol!

Außerdem meint Harald Gränzer13Gränzer, Harald. Das goldene Tor der Ekliptik. www.analogika.info/nebra/interpret.html, dass ein lineares Ende des Sonnenbogens wieder auf die Mitte der goldenen Kreisscheibe zeigt. Und das andere Ende könnte auf den eigenen Mittelpunkt seines Außenkreises weisen.
Dieser Kreis und der Schattenradius der Sichel haben exakt den gleichen Durchmesser und die Verbindungslinie zwischen den Mittelpunkten bildet, mit der Geraden des Sonnenbogens, einen rechten Winkel.

Aufgrund dieser Auffälligkeit entwickelte Burkhard Steinrücken Die dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra14Steinrücken, Burkhard (2010). Die Dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra. Der Griff nach den Sternen – Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. S. 935–945.: „Die mathematische Analyse der Form und Lage der Bildsymbole auf der Himmelsscheibe lässt auf eine erstaunliche Vielfalt von Symmetrien und geometrischen Prinzipien bei ihrer Gestaltung schließen. …”

Lochgruppierungen am Rand der Himmelsscheibe von Nebra könnten auf ein Kalendersystem hinweisen

Elf Mondmonate zu rund 29,5 Tagen

Die Löcher am Rand der Himmelsscheibe könnten als Zählkalender genutzt worden sein.

Die Löcher, die in der letzten Herstellungsphase eingeschlagen wurden, könnten für Markierungen genutzt worden sein, um die Tage und Mondmonate von einem Sonne-Mond-Jahr zu zählen. Sie sind durch die Horizontbögen in die Zahlengruppen 9, 11, 9, 10 eingeteilt.

Wir legen für den nachfolgenden Zählkalender den Kalenderbeginn, wie heutzutage, auf den 1. Januar, da sich dieser Termin als am zutreffendsten herausgestellt hat. Am ersten Tag stecken wir eine Nadel in das erste Loch  unten am noch vorhandenen Horizontbogen und zählen 29 Tage nach rechts ab (9, 11, 9, 11, 9 orangene, grüne und rote Zahlengruppen). Da aber ein Monat 29,5 Tage hat, müssen wir zusätzlich mit einer Nadel am unteren Rand (blaue Zahlen) den fehlenden halben Tag festhalten. Für einen ganzen Mondmonat stecken wir nun eine >Monatsnadel< in das erste Monatsloch, links nach dem oberen Ende des goldenen Horizontbogens (grüne Zahlen).

Jeden 2. Monat werden, nach 29,5 Tagen, die zwei Nadeln der halben Tage entfernt und als zusätzlicher Tag gezählt. Der 2., 4., 6., 8. und 10. Monat hat also 30 Tage, wodurch die Lichterscheinungen des Mondes immer gleichbleiben. Es ist also auch möglich Vollmond, Halbmond oder Neumond im ersten Monat mit einer eigenen Markierung zu versehen, da sie für ein Sonnenjahr gültig bleiben und nicht weitergerückt werden müssen.
Auf diese Weise setzen wir die Nadeln weiter bis die Monatsnadel im elften Loch steckt und 6x 29 + 5x 30 Tage, also 324 Tage, vergangen sind. Unser 21. November wäre damit der Beginn des 12., des dunkelsten Monats.

Der zwölfte Monat und elf besondere Tage

Da aber für den zwölften Monat kein Loch mehr in der Nähe des Sonnenbogens vorgesehen ist, müssen die 30 Tage und die 11 fehlenden Tage zum Sonnenjahr zusammengezählt werden. Für diese 41 Tage bieten sich zwei Steckmöglichkeiten an. Entweder zählen wir die Monatstage zuzüglich des 30. Tags, wie gewohnt und ergänzen die 11 Monatslöcher als Tage. Oder wir verlängern gedanklich den zum Ende hin abgeflachten äußeren Kreisbogen des Sonnenbogens und treffen dieser Linie folgend auf das untere Ende des nicht mehr vorhandenen Horizontbogens. Dort zählen wir zuerst die 10 dunkelsten Tage am unteren Rand der Bronzescheibe in Richtung Sonnenaufgang, wandern 9 Tage lang den Morgendämmerungsbogen hinauf und beenden den Monat mit den 11 Tagen oberhalb des Sonnenbogens. Bei dieser Zählweise entspricht der letzte Tag der Mondmonate der Wintersonnenwende, von dem aus die 11 zusätzlichen Tage zum Sonnenjahr noch einmal beim Sonnenbogen gezählt werden.

An diesen Tagen könnte die Vollendung des Jahres und der Sieg der Sonne über die Dunkelheit gefeiert worden sein. Sie können dem alten oder dem neuen Jahr zugerechnet worden sein, denn entweder begann das neue Jahr zur Wintersonnenwende oder am >1. Januar<.

Der Steinkreis von Stonehenge könnte wie die Himmelsscheibe von Nebra ein Kalendersystem aufzeigen

Die Sarsen- und Blausteine zeigen nicht nur Extremstellugen von Sonne und Mond, sondern sie können auch verschiedene Kalenderfunktionen haben.

Stonehenge könnten von Sonnen- und Mondanhängern, auch als gemeinsam genutzter heiliger Ort, zur Darstellung ihrer Kalendersysteme errichtet worden sein: Denn die Sarsensteine hatten bei ihrer Errichtung einen natürlichen rötlichen Schimmer, was auf einen Bezug zur Sonne hinweisen könnte. Die Blausteine stammen alle aus einem Quellgebiet und könnten, ebenso wie der grünliche Altarstein von der Küste, die Mondeigenschaften symbolisieren, da der Mond einen sichtbaren Einfluss auf das Wasser hat.

Ein reines Sonnenjahr könnte an den 30 Sarsensteinen in ganzen Tagen eines aufgerundeten Monats gezählt worden sein. Einen reinen Mondkalender würde man anhand der Erscheinungsform des Mondes zählen, aber dann müsste allerdings etwa alle 4 Jahre ein Schalttag einfügt werden.

Ein gebundenes Mondjahr oder Lunisolarjahr könnte man auf verschiedene Methoden mittels der 60 Blausteine im Vollkreis gezählt haben. Dazu brauchte man beispielsweise nur die Öffnungen hin- und zurückzählen und zu den 354 Tagen die 10 Sarsensteine und den Altarstein ergänzen.

Die Blausteine im Hufeisen könnten die großen oder kleinen Mondwenden anzeigen, die alle 18,6 Jahre stattfinden und am besten zum ganzzahligen Zählrhythmus von 9-10-10-9-9-10 … passen (wie die Lochabschnitte auf der Himmelsscheibe). In diesem Rhythmus blieben auch die Finsterniserscheinungen von Sonne und Mond über einer bestimmten Visierlinie für etwa 300 Jahre nahezu gleich.

Weiterlesen: Stonehenge


  • 1
    Meller, Harald (2005). Der geschmiedete Himmel. In: Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag. Und www.lda-lsa.de
  • 2
  • 3
    Liptak, Juraj. Posterdruck, Druckhaus Schütze GmbH, Halle
  • 4
    www.zeit.de/2000/47/Cheops%27_Kompass/seite-3
  • 5
    https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/?ref=openverse
  • 6
    Wunderlich, Christian-Heinrich (2004). Vom Bronzebarren zum Exponat – Technische Anmerkungen zu den Funden von Nebra. Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag. S. 40
  • 7
    Cidadao, Antonio. Fotos von Mondphasen. wiki.astro.com/astrowiki/de/Datei:Mondphasen.jpg
  • 8
    Birkner, Alexander. Foto einer Mondfinsternis. www.kernschatten.info/home.htm
  • 9
    Henseling, Robert (um 1932). Kosmische Heimat. Verlag der Eiserne Hammer.
  • 10
    Schlosser, Wolfhard. Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen. Der geschmiedete Himmel. Konrad Theiss Verlag.
  • 11
    Gränzer, Harald. Das goldene Tor der Ekliptik. www.analogika.info/nebra/interpret.html
  • 12
    Norbert Gasch, Eine vollständige Interpretation. www.astronomie.de/bibliothek/artikel-und-beitraege/himmelsscheibe-von-nebra/eine-astronomische-interpretation/
  • 13
    Gränzer, Harald. Das goldene Tor der Ekliptik. www.analogika.info/nebra/interpret.html
  • 14
    Steinrücken, Burkhard (2010). Die Dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra. Der Griff nach den Sternen – Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. S. 935–945.

1.3. Sterne des Tierkreises etwa an den Enden und in der Mitte der Horizontbögen

Die Sternenpaare, die in der Zeichnung der Himmelsscheibe orange markiert und durch Linien miteinander verbunden sind, könnten jeweils den Anfang und das Ende der Extremstellungen des Tierkreises anzeigen.

Jeweils zwei helle Sterne aus dem Tierkreis waren in den Nächten der Solstitien und Äquinoktien, ungefähr zeitgleich nach Sonnenuntergang, im Osten und Westen zu sehen:
Spica / Jungfrau + Hamal / Widder
Hamal / Widder + Zubenelgenubi / Waage
Deneb Algedi / Steinbock + Regulus / Löwe
Castor / Zwillinge + Nunki / Schütze

Sterne der 4 Extremstellungen des Tierkreises

Es wurden auf der Himmelsscheibe vermutlich zuerst die Extremstellungen der Sonne anhand heller Sterne des Tierkreises dargestellt.