Topographie und Klima

    ..Die Ureinwohner (Benahoaritas, Auaritas oder Awaras genannt) ließen sich in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends vor Christus auf La Palma nieder. Das bedeutet, dass sie über 2000 Jahre hier lebten und ihre Kultur entwickelten. Entsprechend zahlreich und vielfältig sind auch die Reste, die sie hinterlassen haben, archäologische Spuren von unschätzbarem Wert. Gegenwärtig sind über 3000 Fundstellen bekannt und das, obwohl die archäologische Karte der Insel erst zu 60 % fertig gestellt ist” (Pais Pais, 2006; [1]).
     „Es gab vermutlich vier Einwanderungswellen. Anthropologischen Untersuchungen zufolge stammten die ersten Bewohner vom Cro-Magnon-Menschen ab, der sowohl in Südfrankreich, der Bretagne, Irland, als auch bei den Berberstämmen in Nordafrika lebte. Später landete auch ein prämediterranerer Typ, von höherem Wuchs (Martín Rodríguez, 1997; [2]; Calvet, 2007; [3]).”
…….Als La Palma 1493 n.Chr. von Alfonso Fernández de Lugo im Namen der kastilischen Krone erobert wurde, war die Insel in 12 Kantone oder Königreiche aufgeteilt, die jeweils ein Oberhaupt besaßen.
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Topographie
…..Die Kontur der nordwestlichsten Insel der Kanaren ist etwa dreieckig, wobei die sehr viel breitere Nordseite
zur Mitte zu einem alten Zentralvulkan ansteigt, in dessen Zentrum sich der Nationalpark Caldera de Taburiente befindet. Der hufeisenförmige Kraterrand hat einen Durchmesser von etwa 7 km und in westlicher Richtung erstreckt sich das gigantische Barranco de las Angustias. Die Entstehung ist auf einen Ausbruch vor etwa 4 Millionen Jahren, fast 4000 m unter dem Meeresspiegel, zurückzuführen. Durch das ausgestoßene Material entstand zunächst ein Hohlraum, so dass das Zentrum wieder einbrach. Es dauerte eine Million Jahre und viele Ausbrüche ereigneten sich, bis die Insel aus dem Meer auftauchte. Da der große schnell wachsende Vulkan Taburiente bei einer Höhe von über 3000 m aus dem Gleichgewicht geriet, rutschte vor einer halben Million Jahren seine Südwestflanke ins Meer ab und es stand die Aridane Ebene, auf der sich die großen Orte El Paso und Los Llanos angesiedelt haben. Auch ein Teil des Grundgebirges, der Basalkomplex wurde so freigelegt.
Durch die, aus starken Regenfällen entstehenden, Sturzbäche erodierte das weichere Oberflächenmaterial, wodurch nach und nach tiefe Barrancos (= Schluchten) entstanden. Südlich dieses Kraters entstanden weitere Stratovulkane und die Insel wird immer schmaler. Etwa mittig erstreckt sich der schmale Kamm der Cumbre Nueva, der in die breitere, Nord-Süd ausgerichtete, Cumbre Vieja übergeht. Auf dieser erheben sich zahlreiche junge Vulkankegel sowie einige schon wieder freigelegte phonolithische Schlotfüllungen. Beiderseits des Gipfelrückens erstrecken sich lange Abhänge bis zum Meer, die zur Spitze der Insel immer kürzer werden.

Klima
.  ….Die nordwestlichste Kanareninsel La Palma, ist mit einer Fläche von etwa 45 x 29 km und mit einem Kraterrand aus mehreren Gipfeln bis zu etwa 2400 m die steilste Insel der Welt und somit auch die regenreichste Insel des Kanarischen Archipels. Durch die Lage und die besondere Topographie werden Winde und Niederschläge unterschiedlich aufgehalten und verteilt.
…..„Maßgeblich entscheidend für das Klima ist auch die Lage der Insel. La Palma liegt auf knapp 29° nördlicher Breite und befindet sich somit südlich des Azorenhochs. Und genauso wie in Westeuropa bestimmt auch hier die jahreszeitlich bedingte Verschiebung des Azorenhochs das Wetter. Normalerweise bläst der Wind auf den Kanaren aus Nordost (Passat), seltener aus Südwest, Ost oder überhaupt nicht.
– Bei normaler Wetterlage mit Nordostpassat befindet sich das Hoch direkt über den Azoren und sanfter, warmer und feuchter Wind trifft auf das Bollwerk der Caldera de Taburiente, stiegt an den Berghängen auf und kühlt sich dabei ab, wodurch die Feuchtigkeit kondensiert. Auf diese Weise bildet sich auf der Nord- und Ostseite der Insel zwischen 500 und 2000 m ü. M. ein Wolkenmeer, das leicht abregnen kann, hauptsächlich jedoch für den sogenannten <horizontalen Niederschlag> verantwortlich ist (Kondensation des Nebels an den Nadeln und Blättern der Bäume). Oberhalb des Wolkenmeeres scheint in der Regel die Sonne bei deutlich höheren Temperaturen, und auch darunter ist es gewöhnlich warm, trocken und sonnig.
– Bei Atlantischen Tiefs mit Südwestwind verschiebt sich das Azorenhoch etwas nach Norden und es blockt die atlantischen Sturmtiefs nicht mehr ab. Das eine oder andere Tief verirrt sich aus dem Westwindgürtel nach Süden. Bei dieser warmen, feuchten Westwindlage regnet es normalerweise auf der ganzen Insel, und die Niederschläge können heftig sein.
– Saharawetter mit Ostwind herrscht, wenn das Azorenhoch sich nach Osten verschiebt und der Nordostpassat nicht mehr über den Atlantik, sondern vom Mittelmeer über Afrika weht bevor er auf die Kanaren trifft. Diese auch Calima genannte Wetterlage beschert den Kanaren einen heißen, sehr trockenen Ostwind, der feinen Saharastaub mitbringt, welcher die Sichtweite enorm vermindert.
– Bei Windstille verschiebt sich das Azorenhoch nach Süden und liegt genau über den Kanaren, was sehr ungewöhnlich ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es nicht regnen könnte, denn tagsüber wird die Luft von der Sonne aufgeheizt, steigt auf und kühlt dabei ab, wodurch die Feuchtigkeit kondensiert. Auf diese Weise bilden sich Wolken, die leicht abregnen können.
Durch die Topographie und Wettersituation der Insel bildet sich eine sehr vielfältige Vegetation mit unterschiedlichen bioklimatischen Stufen aus, die sich auf Wanderungen sehr schnell ablösen können (Cabildo Insular de La Palma, 2006;
[4]).“

Vegetation
.  ….„Die Verteilung der Pflanzenarten wird hauptsächlich durch das Klima, den Nordostpassat und die Niederschlagsmenge bestimmt, welche ihrerseits von der Höhenstufe und Ausrichtung des Geländes abhängig sind. Von entscheidender Bedeutung ist daneben auch die Bodenchemie. Auf jungen vulkanischen Böden und in trockenen Gebieten kommen in der Regel nur wenige Gefäßpflanzen vor. Die Vegetationsstufen variieren dementsprechend, trotz der nur kleinen Inselgröße, deutlich.
– In den niedrigen ariden und halbariden Tiefenstufen ist die Verdunstung größer als der Niederschlag. Es fällt nur bis 200 bzw. bis 350 mm Niederschlag pro Jahr und hier in der Küstenregion ist es fast immer windig. Zudem scheint viel die Sonne und die Temperaturen sind entsprechend hoch, so dass als Vegetationsform der Sukkulentenbusch anzutreffen ist.
– In der trockenen Mittellage, zwischen 50 – 500 m ü. M. befindet sich bis zur Untergrenze des Wolkenmeeres der thermophile, wärmeliebende Wald mit Niederschlägen zwischen 350 – 600 mm pro Jahr, was bedeutet, dass die Wasserreserven des Bodens von März bis Oktober sehr klein sind. Seine bekanntesten Arten sind: Die Kanarische Palme, deren Datteln und frischen Triebe die Ureinwohner aßen und aus deren Blättern sie allerlei fertigten; und der Drachenbaum, aus dessen Rinde sie Schilde und Gefäße her
stellten und aus dem Stamm fertigten sie Bienenkörbe. Die Blätter verfütterten sie dem Vieh. – Nach Ankunft der Europäer verschwand der Wald fast vollständig.
– Die feuchte Mittellage mit dem immergrünen Feuchtwald, dem Lorbeer- und Heidebuschwald, findet man hauptsächlich auf der Ostseite der Insel, in Höhe des Wolkenmeeres auf 500 -1200 m ü. M., wo die Niederschlagsmenge zwischen 650 – 1000 mm pro Jahr liegt. Entscheidend für den Wasserhaushalt ist auch der so genannte horizontale Regen, das heißt die Feuchtigkeit des Wolkenmeeres, die an den Blättern der Bäume kondensiert und abtropft. Durch dieses Auskämmen erzeugen die Bäume mehr Wasser, als sie verbrauchen. Und wo unter den Kiefern Baumheide wächst, kondensiert regelmäßig der Nebel.
Insgesamt nimmt der Monteverde, der zudem nur auf sehr alten und gut entwickelten Böden vorkommt, etwa ein Drittel der Inseloberfläche ein. Am seinem oberen Rand gedeiht nur noch der Fayal-Brezal (Heidebuschwald), dessen Leitarten sind die Faya (Gagelbaum oder Wachsmyrthe) und der Brezo (Baumheide, Erica arborea).
– Die trockene Hochlage aus Kiefernwald, mit je nach Ausrichtung, Höhe und Feuchtigkeit, jeweils unterschiedlichem Unterholz, befindet sich beispielsweise im Süden schon auf 400 – 500 m ü. M., während die Kiefern im Norden erst auf 1200 – 1300 m beginnen. Die Kanarische Kiefer kann vom Stock ausschlagen, sie besitzt eine dicke, korkähnliche Borke, wodurch ihr harzhaltiges und damit leicht entflammbares Holz (spanisch = Tea) geschützt im Innern des Stammes liegt. Daher überlebt sie die, meist vom Menschen ausgelösten, Waldbrände relativ unbeschadet. Das Holz wurde auch schon von den Ureinwohnern als Bau- und Brennholz genutzt.
– Im trockenen Hochgebirge
dominiert oberhalb der Baumgrenze der Ginsterbusch, der auf beiden Seiten der Insel auf ungefähr 2000 m beginnt und bis zu den Gipfeln hinaufreichen kann. Die wenigen Restbestände der natürlichen Vegetation lassen vermuten, dass im Hochgebirge ursprünglich ein offener Zedern-Wald (Zedern-Wacholder, 4 – 6 m hoch) wuchs. Hier fällt nur selten Regen, so dass die Wasserreserven des Bodens von Juni bis Oktober knapp sind. Dafür kann vor allem im kältesten Monat Januar mit durchschnittlich 0,8° C (Jahresmittel 9,4° C) der Niederschlag oft als Schnee und Eis fallen. Und dies alles bei hoher Sonneneinstrahlung, trockener Luft und heftigem Wind.
Zusammenfassend darf man sagen, dass La Palma eine Insel ist, deren Bedeutung, die Flora betreffend, nicht nur den lokalen, sondern auch den regionalen Rahmen sprengt, sei es nur, weil 299 der hier vertretenen Arten palmerische Endemiten (= Arten die ausschließlich auf La Palma vorkommen) sind (Brito Castañeda, 2006; [5]).”



[1] Pais Pais, Felipe Jorge. 2006. Archäologische Spuren. Die Wanderwege auf La Palma. Excmo. Cabildo Insular de La Palma. Seite 210-211.

[2] Martín Rodríguez, Ernesto. 1997. Afinidades africanas de las manifestciones rupestres prehistóricas de la isla de La Palma (Canarias). El Museo Canario, Número 52. Págs. 193-218.
[3] Calvet, Carlos. 2007. Geschichte und Mythen der Kanaren. Spuren einer längst untergegangenen Kultur. Bohmeier Verlag. Seite 18-21.
[4] Die Wanderwege auf La Palma. 2006. Excmo. Cabildo Insular de La Palma. Seite 24 + 25.
[5] Brito Castañeda, Efrén. 2006. Ökosysteme und Vegetationsstufen, Bioklimate und Biogeographie. Die Wanderwege auf La Palma. Excmo. Cabildo Insular de La Palma, Seite 140 – 142. Ergänzt durch andere kurze Zitate aus dem Wanderführer.

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